Wie erkläre ich Kindern Rassismus?

Wie erkläre ich Kindern Rassismus? Das ist mit Sicherheit keine leichte Aufgabe. Und doch muss es sein, denn bereits kleine Kinder erleben Alltagsrassismus und lernen: Weißsein ist die vermeintliche Norm. Schwarzsein ist die vermeintliche Abweichung. Warum? Und wie äußert sich das? Das mit Kindern zu besprechen, kann eine Herausforderung sein. Dieses Buch von Josephine Apraku (Autor*in) und Le Hong (Illustratorin) gibt dabei Hilfestellung.

Warum es nicht reicht, nicht rassistisch zu sein

Das Buch »Wie erkläre ich Kindern Rassismus« von Josephine Apraku wendet sich an Erwachsene, die Kinder beim Verstehen und Bekämpfen von Rassismus begleiten wollen. Das können Eltern sein oder Lehrer*innen oder auch Erzieher*innen. Obwohl das Buch eher von Kindern im Schulalter spricht, finden auch Erzieher*innen wertvolle Hintergrundinformationen zum Thema in diesem Buch. Zum Beispiel erklärt Josephine Apraku, was Rassismus überhaupt ist – und dass dies mehr bedeutet, als die Anschläge von Hanau oder rassistische Bemerkungen Einzelner. Es ist ein System, das bis heute wirkt und vielen nicht bewusst ist.

»In einer rassistischen Gesellschaft reicht es nicht, nicht rassistisch zu sein, wir müssen anti-rassistisch sein«.
Angela Y. Davis (US-amerikanische Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin)

Das erste Kapitel beschreibt daher in Kurzform, wie Rassismus entstand und warum es sich dabei um ein System handelt: Im Zuge der Kolonialisierung haben sich weiße Menschen die Minderwertigkeit Schwarzer Menschen ausgedacht, um zu rechtfertigen, dass sie Macht über sie ausüben. Diese Vorstellungen sitzen tief in unserem Unbewusstsein. So kommt es auf individueller Ebene zu Diskriminierung in Form von Bemerkungen etc. Auf institutioneller Ebene gibt es Benachteiligungen wie etwa das „Racial Profiling“, bei dem Menschen nur aufgrund ihrer Hautfarbe in Verdacht geraten. Theoretisch ist es daher sogar gesetzlich verboten. Praktisch findet es jedoch immer wieder Anwendung. Und schließlich gibt es strukturelle Benachteiligungen, etwa auf dem Wohnungs- oder Arbeitsmarkt.

In diesem Geflecht aus Privilegien einerseits und Diskriminierungen andererseits ist niemand neutral. Entweder ein Mensch profitiert von diesem Muster – oder er leidet darunter. Studien haben längst nachgewiesen, dass dies bereits kleine Kinder lernen. Sie erkennen mehr oder weniger bewusst, dass zum Beispiel weißsein die vermeintliche Norm ist – und Schwarzsein die vermeintliche Abweichung davon. Wenn Erwachsene das Problem leugnen, lassen sie Kinder mit diesen Erfahrungen alleine. Rassismus setzt sich dann in der nächsten Generation fort. Deshalb reicht es nicht, nicht rassistisch zu sein. Wir müssen aktiv anti-rassistisch sein, um Rassismus zu bekämpfen.