Bildungsort Weltacker auf der Bundesgartenschau 23 in Mannheim

Zu Besuch auf dem Weltacker

Auf der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim gibt es unter anderem einen Weltacker zu sehen. Dort finden Besucher:innen auf 2.000 Quadratmeter all das, was wir Menschen weltweit auf Ackerböden anbauen – und zwar in entsprechenden Anteilen. Beim Werkstatt-Treffen von KITA-GLOBAL erkundeten wir, was alles vom Acker kommt und was unser Überfluss für Menschen im Globalen Süden bedeutet. Dieser Weltacker ist ein gemeinsames Projekt vom Eine-Welt-Forum Mannheim und dem Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (DEAB)

Was kommt eigentlich so alles vom Acker?

Mit dieser Frage starteten wir an einem Freitag Morgen in den zweiten Tag des diesjährigen Werkstatt-Treffens. Gleich sollten wir eine Führung über den Weltacker bekommen. Noch versteckten wir uns vor der hochsommerlichen Hitze im Schatten eines Infohäuschens, in dem lokale Organisationen und Initiativen ihre Informationsmaterialien zur Verfügung stellten. Vor uns stand Solveig Velten, die Projekt-Koordinatorin vom Bildungsort »Weltacker«, und stellte unser Wissen auf die Probe: Was kommt eigentlich alles vom Acker? (Wissen Sie es? Unten folgt eine Auflösung :-).

Der Weltacker in Mannheim orientiert sich an dem Konzept der Zukunftsstiftung Landwirtschaft aus Berlin. Er geht also von der Fläche aus, die pro Mensch zur Verfügung steht, würden wir die weltweiten Ackerflächen fair durch die Weltbevölkerung teilen: rund 2.000 Quadratmeter.

Wie fair sind die Ackerflächen weltweit eigentlich aufgeteilt? Rein rechnerisch stünden jedem Menschen 2.000 Quadratmeter zur Verfügung. Unsere fleischhaltige Ernährungsweise ist damit aber nicht machbar.

Was wird auf dem Weltacker angebaut?

Darauf müsste theoretisch alles wachsen, was einen einzigen Menschen ernährt und versorgt: Weizen für Brot, Gemüse, Mais und Soja als Futterpflanzen für Tiere, aber auch Zuckerrüben für Zucker, Tee oder Kaffee, Baumwolle, Sonnenblumen für Speiseöl oder Raps für Agro-Sprit. Der Weltacker auf der Bundesgartenschau baut jedoch maßstabsgetreu das an, was weltweit tatsächlich auf den Ackerflächen steht. Damit zeigt sich schon die Diskrepanz zwischen dem, was eine Person eigentlich verbrauchen dürfte, wenn es gerecht zugeht – und dem, was wir im Globalen Norden tatsächlich für uns wie selbstverständlich beanspruchen.

Nach dieser Einführung gingen wir los, den interaktiven Bildungsort «Weltacker« erkunden. Infotafeln geben dort Auskunft zu den einzelnen Feldern und der weltweiten Bedeutung der entsprechenden Ackerfrüchte. Lernstationen laden zum Entdecken und Raten ein – zum Beispiel, wie viel Ackerfläche ein Handy verbraucht, was ein Baumwoll-T-Shirt gerecht macht oder was Lebensmittelmüll global bewirkt. Im Zentrum dabei immer die Frage: Wie kann Landwirtschaft, Nahrung, globale Ernährung zu Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit beitragen?

Solveig Velten ergänzte dies alles natürlich mit wertvollen Details, einem Ratespiel (welche Hülsenfrüchte kennen Sie?) und weiteren, interaktiven Elementen.

Welche Hülsenfrüchte kennen Sie? Ein Ratespiel auf dem Weltacker in Mannheim.
Welche Hülsenfrüchte kennen Sie? Raten Sie doch mal anhand dieses Fotos …

Wie fair ist unser Essen?

Besonders eindrücklich stellte sich uns die Frage nach der Fairness unserer Ernährungsweise nicht nur, als wir auf dem Weltacker in Mannheim standen und uns die Flächen besahen, die für Viehfutter und sogenannten Agro-Sprit reserviert sind. Auch zwei weitere Stationen machten deutlich, inwiefern unser Überfluss für den Hunger und Durst in anderen Ländern verantwortlich ist:

Zum sind auf dem Weltacker in Mannheim drei Hochbeete aufgebaut: im ersten sind alle Pflanzen zu sehen (einschließlich der Futterpflanzen), die man braucht, um einen Burger herzustellen. Im zweiten die Ackerfrüchte, die für eine Pizza Margarita notwendig sind. Und das dritte Hochbeet enthält die Pflanzen, die man für ein Curry aus Reis und Gemüse braucht. Sehr anschaulich zeigt dies, wie sich der Flächenverbrauch durch Zutaten aus Fleisch und Milchprodukten vergrößert.

Auch ein Spiel machte dies deutlich: Unsere Gruppe teilte sich in zwei Hälften. Der eine Teil sollte die Ackerflächen mittels bunter Holztafeln auf dem Boden auslegen, die für eine klassische Portion Spaghetti Bolognese (mit Fleisch) notwendig sind. Der andere Teil sollte das Gleiche für eine Portion Spaghetti mit vegetarischer Linsen-Bolognese tun. Der Unterschied war frappierend. Die unterschiedlichen Farben stehen hierbei für verschiedene Zutaten. Gelb zum Beispiel für Getreide (Spaghetti), dunkelgrün für Gemüse, rot für Hackfleisch etc. Das verstärkte sich noch, als wir zu guter Letzt schwarze Flächenstücke anlegten, die für den Transport stehen.

Das Fazit vom Weltacker

Es ist mittlerweile bei fast allen Menschen in Deutschland angekommen, dass unsere Ernährungsweise einen großen Anteil an globaler Ungerechtigkeit und und den weltweiten Umweltkrisen hat, wie dem Klimawandel oder dem Artensterben. Und erfreulicherweise ändert sich auch etwas. Au der einen Seite geht der Fleischkonsum zurück und erreichte 2022 ein Rekordtief. Auf der anderen Seite steigt die Zahl der Vegetarier:innen und Veganer:innen in Deutschland: rund 8 Millionen Menschen in Deutschland essen grundsätzlich kein Fleisch.

Dennoch sind die Auswirkungen unserer – weltweit betrachtet – sehr flächenintensiven Ernährungsweise Ursache für Tierleid, Hunger, Armut und einem Raubbau an der Natur. Dies in Zahlen und Fakten zu lesen oder zu hören, mag uns betroffen machen. Dies aber physisch im Raum zu sehen (ob anhand unterschiedlich großer Hochbeete oder ausgelegter Holztafeln) ist noch viel eindrücklicher. Zumindest hat es die Teilnehmenden des Werkstatt-Treffens aufgerüttelt und zu weiteren Veränderungen in ihrem Leben motiviert.

Übertragen auf die KITA bedeutet dies, dass es sich auch hier lohnt, die Ernährungsbildung anschaulich sowie fühl- und fassbar zu gestalten. Bereits in der KITA damit zu beginnen, den Kindern ein Gespür für die Bedeutung von Ernährungsweisen zu vermitteln, kann den Grundstein legen für eine lebenslange bewusste sowie ökologisch und sozial gerechte Ernährungsweise. So ist es zum Beispiel von unschätzbarem Wert, wenn Kinder in einem KITA-Garten selbst zu erleben, wie Pflanzen wachsen, geerntet, verarbeitet und gegessen werden können. Daneben auch spielerisch an die globale Auswirkung von Ernährung heranzuführen – zum Beispiel mittels Holztafeln – kann ein weiterer wichtiger Baustein für eine weltbewusste Ernährung in der KITA werden.

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