Faire Blumen: Die Geranie hat eine koloniale Geschichte

Blumen und ihre Geschichte

Dahlien, Geranien, Astern, Studentenblumen oder Sonnenblumen – viele Menschen glauben, dass diese Blumen typisch deutsch seien. Doch ihre Vorfahren haben eine weiter Reise hinter sich. Diese Blumen und ihre Geschichte erzählen vom Kolonialismus.

Die Reise der Pflanzen

Nicht nur etliche Blumen, auch viele andere Kulturpflanzen stammen gar nicht aus Deutschland. Die Tomate etwa. Oder die Kartoffel. Als die Europäer*innen die Länder in Afrika, Amerika und Asien überfielen und kolonisierten, brachten sie von dort auch eine ganze Reihe von Pflanzen mit. In Gewächshäusern überstanden sie die langen Seefahrten. Hierzulande verbreiteten sie sich oftmals schnell. Botanische Gärten zeugen bis heute von dieser kolonialen Praktik.

Blumen aus den Kolonien sind in den Botanischen Gärten untersucht und weiter gezüchtet worden, erfährt man auf der Website zur Ausstellung »Floraphilia. Über die Verflechtung von Pflanzenwelt, Botanik und Kolonialismus«. »Botaniker haben dort gearbeitet und Experimente durchgeführt, so wurden verbesserte Versionen von Pflanzen in den Kolonien eingepflanzt. Zum Beispiel befindet sich im Botanischen Garten noch eine Kaffeepflanze – man kann sagen, es ist die Mutter aller Kaffeeplantagen in Indonesien«, heißt in einem Beitrag des Deutschlandfunk.

Die Dahlie kommt ursprünglich aus Südamerika. Die koloniale Geschichte der Blumen.

Hörtipp: Reisende Pflanzen

Wo kommen eigentlich all die Pflanzen her? Was ist ihre Geschichte? Und was hat das mit Kolonialismus zu tun? Der Deutschlandfunk hat dazu unter dem Motto »Über die Kolonialgeschichte unserer Gärten und Balkone« ein interessantes Radiostück in zwei Teilen zu bieten:

Wo kommt die Blume her?

Unsere Idee für die Kita: Erkunden Sie doch mal mit den Kindern, wo vermeintlich alltägliche Pflanzen und Blumen denn ursprünglich herkommen! Wenn Sie in Ihrer Kita einen Garten haben, sähen Sie zum Beispiel einige der folgenden oder andere Blumen aus oder pflanzen Sie sie an. Besprechen sie dann die Geschichte dieser Pflanzen mit den Kindern.

Ein paar Beispiele:

  • Kartoffeln und Tomaten kamen aus Mexiko über Spanien und die Niederlande nach Preußen. Sie wurden in Europa zunächst als Zierpflanzen gezogen. Wie bei vielen anderen Pflanzen, hatten die Kolonialist*innen das Wissen um ihren Nutzen nicht mitgebracht.
  • Dahlien kamen von Mexiko zunächst nach Spanien. Schon die Azteken schätzten die Dahlien wegen ihrer wunderschönen Farbenpracht. Doch die Europäer*innen sollen zunächst versucht haben, die Knollen der Dahlien zu essen. Erst später wurde ihnen klar, dass sich die Pflanze aufgrund ihrer Blütenpracht eher als Zierblume eignet (Quelle).
  • Geranien brachte der englische Botaniker John Tradescant im 17. Jahrhundert aus Südafrika nach Europa. Er pflanzte sie zunächst in seinen Garten in Lambeth, London. Bald darauf wurden Geranien in ganz Europa populär (Quelle).
  • Sonnenblumen gab es in ihrer wilden Form zunächst in Nord- bis Mittelamerika. »Archäologische Ergebnisse zeigen, dass die Sonnenblume etwa 2500 v. Chr. in der Region des Mississippi und auch in Mexiko-Stadt angebaut wurde«, schreibt Wikipedia. Die Inkas verehrten die Sonnenblume als Abbild ihres Gottes. 1552 brachten spanische Seefahrer die Blume dann nach Europa. Sie wurde zunächst nur als Zierpflanze angebaut, Später erkannten die Europäer*innen auch ihren Nutzen.
Die Sonnenblume kommt ursprünglich aus Südamerika. Die koloniale Geschichte der Blumen.

Der Mythos der Europäer*innen

Bis heute erzählen wir Europäer*innen uns die Geschichte vor allem so, dass die weißen Menschen aus Europa viel schlauer und weiter entwickelt waren, als die Menschen in Afrika, Amerika oder Asien. Doch stimmt das? Wer sich die Geschichte der Pflanzen etwas genauer anschaut, bekommt Zweifel. Denn die Kulturen aus diesen Kontinenten kannten unglaublich viele Zier-, Nutz- und Heilpflanzen. Und wir hier in Europa profitieren von dieser botanischen Vielfalt bis heute!

Wie viel von dem Wissen dieser Kulturen ist wohl durch die Ausbeutung, Unterdrückung und Ausrottung durch die Kolonialist*innen verloren gegangen? Wir wissen es nicht. Wir können aber dafür sorgen, dass sich die Menschen hier in Europa bewusst werden: Die vielfältigen Kulturen in Afrika, Amerika und Asien haben die ganze Welt enorm bereichert.

HINWEIS: Saatgutbomben sind eine tolle Möglichkeit, um spielerisch mit Kindern den Kreislauf des Lebens zu erkunden. Wie das geht? Hier gibt es eine Anleitung für Samenbomben.

Tipp – Fairtrade-Blumen

Blumen, wie Rosen, Geranien oder Astern haben nicht nur historisch gesehen eine lange Reise hinter sich. Ganz konkret stammen die Pflanzen, die wir bei uns einpflanzen, oftmals aus weit entfernten Ländern. Tausende Arbeitskräfte sind in Kenia, Äthiopien, Uganda, Sambia, Ecuador oder Sri Lanka damit beschäftigt, für uns Blumen aufzuziehen, zusammenzupacken und zu verschicken. Oftmals sind die Arbeitsbedingungen schlecht: Niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten und hochgiftige Pflanzenschutzmittel sind nur ein paar der dringendsten Probleme.

Deshalb gibt es auch in diesem Bereich Fairtrade-Siegel, die zeigen, das Sommerblumen unter fairen Bedingungen angebaut und verarbeitet wurden. Mittlerweile ist jede dritte verkaufte Rose in Deutschland eine Fairtrade-Rose! Weitere Infos finden Sie zum Beispiel unter: https://www.fairtrade-deutschland.de/produkte/blumen/hintergrund-fairtrade-blumen-pflanzen