Der Weltacker bei der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim

Weltacker – ein Lernort für Globales Lernen

Rund 2.000 Quadratmeter Ackerland stehen jedem Menschen rein rechnerisch zur Verfügung. Ein Weltacker zeigt, was das konkret bedeutet: wie müsste unsere Ernährung aussehen, damit ein Mensch davon satt wird? Und was bedeutet dies für uns? Ein toller Ort für Globales Lernen, finden wir – und wollen ihn im Sommer beim nächsten Werkstatt-Treffen erkunden.

Idee und Geschichte des Weltackers

Weltweit gibt es Schätzungen zufolge rund 1,4 Milliarden Hektar Ackerland. 2015 teilte ein Team von Wissenschaftler:innen diese Fläche durch die Anzahl der Erdbewohner:innen – damals waren das rund 7 Milliarden Menschen – und kam auf eine Fläche pro Person von 2.000 Quadratmetern. Das führte das Team zu einer spannenden Frage: Würden wir die Ackerflächen weltweit fair unter allen Menschen aufteilen – könnten wir uns davon gut ernähren?

Also startete die Zukunftstiftung Landwirtschaft (https://zukunftsstiftung-landwirtschaft.de/) 2014 in Berlin-Gatow ein erstes Projekt: 2.000 Quadratmeter Fläche sollten so bepflanzt werden, dass dies den Bedarf einer Person deckt. Dieses Stück Land erhielt den Namen »Weltacker«. 2016/2017 folgte ein Projekt im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung in Berlin-Marzahn. Seit 2018 findet man den Weltacker nun im Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow. Heute gibt es mehrere Nachfolger-Projekt an unterschiedlichen Orten in der EU (https://www.2000m2.eu/).

Lernen auf dem Weltacker

Der Weltacker ist damit ein wunderbar praktischer und anschaulicher Lernort, um sich mit dem Thema »globale Gerechtigkeit« auseinander zu setzen. Denn: Was würde es zum Beispiel bedeuten, wenn wir all die Ackerflächen der Welt fair unter den Menschen aufteilen würden? Wenn nicht die einen im Überfluss lebten, während die anderen hungerten? Die Antwort auf diese Frage wollten Luise Körner von der Zukunftstiftung Landwirtschaft, der Koch Florian Kliem und eine Landwirtin liefern. Sie analysierten den Tagesbedarf an Lebensmitteln eines Menschen und erstellten daraufhin einen Anbauplan. Das Ergebnis:

Weil das Futter für ein in einem Stall gehaltenes Schwein bereits die Hälfte der Fläche erfordern würde, verzichtete das Team komplett auf Fleisch. Neben Obst, Gemüse, Getreide und Eiern von Hühnern standen am Rand der Fläche auch Bienenstöcke für die Gewinnung von Honig. Der Anbau von Pflanzen für Agro-Treibstoffe oder Fasern (etwa für Papier oder Textilien) nahm das Team aus. »Die Landwirtin legte das Feld mit über 50 Kulturen so an, dass am Tag 300 Gramm Obst und 600 Gramm Gemüse zur Verfügung standen: Fenchel, Pastinaken, Spinat, Mangold, Brokkoli, Kohlrabi, Sellerie, Karotten, Gurken, Zucchini, Auberginen, Paprika, Tomaten und Kürbis. Sogar Soja wurde angebaut und später zu Tofu verarbeitet.« (Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/2000m2).

Das Ergebnis des Weltackers

Über mehrere Jahre konnten sich Menschen an dem Experiment beteiligen und sich zum Beispiel eine Woche lang mit den Lebensmitteln vom Weltacker beliefern lassen. Das Ziel war es, herauszufinden, ob Menschen tatsächlich von dem Ertrag der 2.000 Quadratmeter leben konnten. Das Ergebnis: Ein Acker dieser Größenordnung liefert – ohne Herbizide, industrielle Insektengifte und Kunstdünger – viel mehr, als ein Mensch braucht, um satt zu werden.

Die einzige Voraussetzung dabei war und ist, dass die Menschen ihre Ernährungsgewohnheiten umstellen. Der Weltacker zeigt damit: Ob Menschen auf unserem Planeten hungern müssen, ist allein eine Frage der fairen Verteilung. Es hängt auch von uns ab, ob wir unsere Ernährung zum Beispiel so umstellen, wie es die Planetary Healt Diet empfiehlt: Mit wenig Fleisch und Milchprodukten, dafür mit viel Obst und Gemüse sowie Hülsenfrüchten.

Dies gilt umso mehr, als selbst die 2.000 Quadratmeter vermutlich noch ein bisschen hoch gegriffen sind. Zum Beispiel wurde auf dem Weltacker nicht die Baumwolle angebaut, die ein Mensch für eine neue Jeans benötigen würde. Und auch nicht der Raps, den er als sogenannten »Bio-Sprit« in den Autotank füllen möchte. Zudem ist die Anzahl der Erdbewohner:innen mittlerweile auf 8 Milliarden gestiegen, sodass rechnerisch nur noch 1.750 Quadratmeter pro Person zur Verfügung stehen würden. Und zu guter Letzt ist unklar, wie stark die zur Verfügung stehenden Ackerflächen degradiert sind – ob also immer noch die 1,4 Milliarden Hektar Ackerland zur Verfügung stehen und wie fruchtbar genau diese Böden sind.

Konsequenzen des Weltackers

Dies alles führt uns jedoch nur noch mehr vor Augen, das wir hier in Europa dringend handeln müssen, wenn es globale Gerechtigkeit geben soll. Mitarbeitende in KITAs haben hierbei ein besonders großes Wirkungsfeld: Sie können den Kindern bereits in jungen Jahren ein entsprechendes Bewusstsein für den wahren Wert von Lebensmitteln mit auf den Weg geben. Gemeinsam mit ihnen können sie erkunden, wie wir handeln können – und müssen, wenn wir die globalen Probleme gemeinsam lösen wollen.

Aus diesem Grund freuen wir uns auch besonders, dass das kommende Werkstatt-Treffen auf einem Weltacker bei der Bundesgartenschau in Mannheim stattfinden kann (weitere Veranstaltungstermine finden Sie hier). Gemeinsam mit dem Weltacker-Team und spannenden Referent:innen verbringen wir unter dem Motto »Die Zukunft auf dem Teller: Weltbewusste Ernährung in der Kita« einen Tag dort. Dabei erkunden wir auch, wie sich die Beschaffung von Lebensmitteln und die Ernährungsbildung in der KITA so gestalten lassen, dass alle Menschen auf der Erde ein gutes und friedliches Leben führen können.