Ist meine Methode rassistisch oder reprodukziert sie koloniale Narrative? Die rassismuskritische Checkliste von „Globales Lernen Harburg“ zeigt gängige Fallstricke in Methoden des Globalen Lernens und in der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE).
Wer über Globales Lernen in der Kita Ungerechtigkeiten und Ungleichheitsverhältnisse ansprechen und hinterfragen möchte, der steht mitten in einem historischen Spannungsfeld: Die Ungleichheiten sind gewachsen. Sie werden durch gesellschaftliche Narrative ständig wiederholt und dadurch überhaupt erst wahr. Unter Narrativen versteht man Geschichten über die Welt, wie sie angeblich ist. Sie sind nicht wahr. Aber dadurch, dass sie sich gesellschaftlich als wahr durchgesetzt haben, erzeugen sie eine Realität.
Koloniale Narrative
Ein Beispiel: Lange Zeit ging die Wissenschaft davon aus, dass es grundlegende Unterschiede zwischen Menschengruppen gäbe, die sich in vermeintlich „höheren“ oder „niedrigeren“ Entwicklungsstufen widerspiegeln würden. Heute ist klar, dass diese Annahmen wissenschaftlich nicht haltbar und grundlegend falsch sind. Diese Annahmen sind heute klar als soziale Konstruktion entlarvt – ohne wissenschaftliche Grundlage, aber mit realen gesellschaftlichen Folgen. Dennoch halten sich viele Gedankenmuster, Vorurteile und eben Narrative, die diese rassistischen Denkmuster zementieren. Immer noch gehen wir zum Beispiel davon aus, dass weiße Menschen aus Europa Schwarzen Menschen aus Afrika helfen müssten.
Solche Haltungen und Annahmen sind unbewusst und kommen automatisch, sodass selbst wohlmeinende Menschen nicht merken, dass sie dem Mythos einer sozialen Konstruktion aus der Kolonialzeit aufsitzen. Es ist schwierig, bestimmte Grundannahmen wahrzunehmen und zu hinterfragen, die sich tief ins Unbewusste eingegraben haben. Gleichzeitig sind sie sehr destruktiv, denn sie verfestigen Ungleichheit, Abwertung und Ungerechtigkeiten wie zum Beispiel Rassismus und Sexismus.
Die rassismuskritische Checkliste
Die rassismuskritische Checkliste der Organisation „Globales Lernen Harburg“ kann auch Erziehende und Pädagog:innen in Kitas dabei unterstützen, sich solcher unbewusster Gedankenmuster bewusst zu werden. Wenn Sie Maßnahmen und Aktivitäten des Globalen Lernens und der Bildung für Nachhaltige Entwicklung in Ihrer Kita planen, dann können Sie die rassismuskritische Checkliste im Vorfeld einfach mal durchgehen und prüfen, ob bestimmte Aspekte auftauchen.
In der rassismuskritischen Checkliste tauchen Fragen auf wie:
- Werden weiße Menschen individualisiert, während BIPoC anonym bleiben?
- Werden die Teilnehmenden ermutigt, sich im Gegensatz zu Menschen aus dem Globalen Süden als Weltretter:in wahrzunehmen?
- Wird angenommen, dass die primäre Zielgruppe der Methoden weiß ist?
Dies sind nur drei Beispiele der Fragen aus der Checkliste. Wer sie durchgeht, erfährt bestimmt das ein oder andere über eigene, unbewusste Vorurteile. Dann können Sie sich selbst fragen:
„Ist meine Methode rassistisch oder reproduziert sie koloniale Narrative? Welche Folgen und Wirkungen könnte das haben? Ist das wirklich mein Anliegen?“
Wenn Sie die Checkliste öfter durchgehen, wird sich mit der Zeit sicherlich eine Routine entwickeln. Sie werden sensibler und bewusster in Bezug auf unbewusst-rassistische Muster werden.

Details
Titel: Rassimsuskritische Checkliste. Ist meine Methode rassistisch oder reproduziert sie koloniale Narrative?
Herausgebende: Globales Lernen Harburg
Umfang: 4 Seiten
Preis: Kostenloser Download (PDF)
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