Was ist eine FaireKITA?

Was ist eine FaireKITA?

Was ist eine FaireKITA? Zunächst einmal ist das der Titel eines Projektes, das 2012 vom Netzwerk »Faire Metropole Ruhr« entwickelt wurde. Damals wünschten sich drei KITAs Hilfe, Unterstützung und Bildungsmaterialien für Globales Lernen im Elementarbereich. Das Netzwerk griff dies auf und erarbeitete mit diesen drei Pilot-Einrichtungen einen Zertifzierungsweg. Diesen bot es bis 2020 für Kitas bundesweit an. Danach entstanden in mehreren Bundesländern eigene Projektstellen, die die Auszeichnung als FaireKITA, die Vernetzung und den Austausch mit Fairtrade-Towns, Weltläden und anderen Akteuren vor Ort sowie Projekte zum Thema »FaireKITA« anbieten. Dieser Beitrag gibt einen knackigen Überblick, was FaireKITA ist (klicken Sie auf die Frage, um die Antwort zu sehen). Weiter unten finden Sie weitere Infos und Unterstützungsangebote in Ihrem Bundesland.

Was ist eine FaireKITA?

Eine FaireKITA ist eine Kita, die mit den Kindern die Welt und den Fairen Handel spielerisch entdeckt und sich auch in ihrer gesamten Ausrichtung für globale Gerechtigkeit einsetzt (siehe auch Whole Institution Approach). Die FaireKITA gibt Kindern die Möglichkeit, spielerisch bereits im Kindergarten zu lernen, dass die Dinge um sie herum eine Herkunft haben, und mit ihnen auf Spurensuche geht: Wer hat all die Dinge hergestellt? Wo kommt unser Essen her? Wie leben Kinder und ihre Familien anderswo? Ein Blick über den Tellerrand zu den Familien auf der anderen Seite der Erde hilft, die Welt zu verstehen – z. B. wo die Baumwolle für unsere T-Shirts oder der Kakao für Schokolade herkommen. So lernen die Kinder mit Vielfalt respektvoll umzugehen und ihren Gerechtigkeitssinn zu schärfen. Der Faire Handel ist dabei ein guter Einstieg in die Themenwelt von Globalem Lernen und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE).

Welche Ziel verfolgt FaireKITA?

Das Ziel ist es, Kindern schon früh eine Auseinandersetzung mit Globalem Lernen zu ermöglichen. Sie sollen ihre Handlungsspielräume spielerisch überdenken können und sinnlich erfahren, was globale Gerechtigkeit, Fairer Handel und Nachhaltigkeit im Alltag bedeuten.

Welche Angebote machen die Projektstellen in den Bundesländern?

Zu den Angeboten gehört vor allem die Beratung, entweder telefonisch oder vor Ort. Die Projektmitarbeitenden gehen zu Teamsitzungen in die KITAs, zu Konzeptionstagen oder Elternnachmittagen. Außerdem bieten die Projektstellen Fortbildungen, Austausch- und Vernetzungstreffen für die Erzieher:innen, die Kitas und Organisationen an. Darüber hinaus gibt es Unterstützung, um das richtige Bildungsmaterial zu finden. Dabei liegt der Fokus auf Fairem Handel, nachhaltigem Konsum und Vielfalt in der Kita. Zum Teil bieten die Projektstellen auch eigen erstellte Materialien an, die sich Kitas abholen können.

Wie wird eine Kita eine FaireKITA oder FaireKITA-Träger?

Die Zertifizierung hat insgesamt fünf Kriterien, denen Fragen zugrunde liegen wie: Wie können Erzieher:innen Nachhaltigkeit tatsächlich vorleben? Und wie könnten wir das überprüfen? Deshalb gibt es – auch wenn wir mit einer sehr starken Vertrauensbasis arbeiten – die folgenden Anforderungen, die FaireKITAs auszeichnen. Wenn eine Kita die folgenden fünf Kriterien erfüllt, kann sie sich per Formular als FaireKITA bewerben. Die Projektstelle geht die Unterlagen und Dokumentationen durch. Sie schaut, ob es irgendwo noch hakt und was sie gemeinsam mit der Kita tun kann, um das zu verbessern. Und wenn alles passt, erhält die Kita in einem feierlichen Akt eine Urkunde und ein Plexiglasschild für die Eingangstür.

  • Einen gemeinsamen Beschluss formulieren: Zunächst muss das gesamte Team einen Entschluss fassen, ihn schriftlich formulieren und von allen unterzeichnen lassen. Das hört sich vielleicht ein bisschen formal an – es hat sich aber gezeigt, dass dies von großer Bedeutung ist und nicht selten länger braucht, als die anderen Punkte. Denn es reicht nicht, wenn nur eine Person – auch nicht, wenn sie in einer Leitungsposition sitzt – die Zertifizierung als FaireKITA möchte. Alle müssen mitziehen, sonst wird das nicht wirklich in der Kita gelebt. Das erfordert die Auseinandersetzung im Team zu Fragen wie: Was bedeutet Nachhaltigkeit für uns und wohin wollen wir gehen?
  • Ein faires Team bilden: Ebenso wichtig ist es, die Eltern mit einzubeziehen. Deshalb müssen FaireKITAs ein sogenanntes faires Team bilden. Es enthält mindestens zwei Personen, nämlich mindestens eine Mutter oder einen Vater und eine:n Mitarbeiter:in der Kita. Diese müssen gemeinsam eine Bestandsaufnahme machen: Wo steht die Kita gerade und wo will sie hin? Diese Überlegungen muss das faire Team dokumentieren. Dieser Punkt ist besonders wichtig, weil es durch Veränderungen in der Kita zu Konflikten mit den Eltern kommen kann. Es reicht zum Beispiel nicht, wenn die Kinder sich überlegen, dass sie in Zukunft mit dem Fahrrad zur Kita kommen, anstatt mit dem Auto – das muss sich auch mit dem morgendlichen Zeitplan der Eltern vereinbaren lassen. Deshalb ist es wichtig, dass mindestens ein Elternteil genau weiß, worum es geht und Auskunft geben kann.
  • Faire und nachhaltige Produkte nutzen: Der dritte Punkt ist, dass eine FaireKITA fair gehandelte und nachhaltig produzierte Produkte nutzen sollte. Hier gibt es eine bewusst geringe Schwelle von zwei Produkten, damit auch Kitas mit nicht so flexiblen Strukturen eine FaireKITA werden können: Ein Produkt auf Ebene der Kinder – etwa Früchte, Tee oder Schokolade aus fairem Handel – und ein Produkt bei den Erwachsenen, zum Beispiel fair gehandelter Kaffee.
  • Bildungsarbeit in der Kita: Das Herz des Projektes ist die Bildungsarbeit – also dass die Erzieher:innen die Themen »Fairer Handel« und »Globale Gerechtigkeit« mit den Kindern aufgreifen. Daran knüpfen sich in der Regel weitere Themen der Nachhaltigkeit an. Ein beliebtes Thema ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel »Kleidung«. Jedes Kind hat Kleidung und braucht auch immer wieder neue. Da ist es spannend und lehrreich mit den Kindern zu schauen: Welche Produktionsschritte gibt es? Wie lange dauert es, bis ein Kleidungsstück entstanden ist? Wie geht es den Menschen, die auf den Baumwollfeldern oder in den Nähfabriken arbeiten? Was ist mit Kinderarbeit und Kinderrechten? Und wie gehe ich mit meiner Kleidung um? Alternativen können die Kinder und Eltern konkret ausprobieren, indem eine Kita zum Beispiel eine Kleidertauschparty organisiert oder darüber aufklärt, auf welche Label man beim Kleiderkauf achten kann.
  • Öffentlichkeitsarbeit im Kita-Umfeld: Der letzte Punkt umfasst die Öffentlichkeitsarbeit: Eine FaireKITA muss mindestens zwei Aktivitäten dokumentieren. Zum Beispiel eine Pressemitteilung veröffentlichen oder einen Elternbrief verschicken, eine Stellwand für die Eltern einrichten oder ein Nachbarschaftsfest ausrichten etc. Das ist wichtig, weil die Kita nicht nur die Kinder für das Thema »Fairer Handel« sensibilisieren soll, die dies in die Familien tragen. Die Kita soll ihren Aktivitäten auch in ihre Umgebung ausstrahlen und Menschen so zum Nachdenken anregt.

Wenn Sie ein FaireKITA-Träger werden wollen, dann füllen Sie bitte das
Formular auf der entsprechenden Website aus und legen die nötigen Nachweise (Beschluss, Dokumentation der Aktivitäten und der Öffentlichkeitsarbeit etc.) bei. Der Titel FaireKITA-Träger wird für drei Jahre vergeben.

Warum machen Kitas mit?

Die Motive sind sehr unterschiedlich. Viele Einrichtungen, vor allem kirchliche, sehen es als ihren Bildungsauftrag, Gottes Schöpfung zu bewahren und das weiterzugeben. Bei den meisten Kitas ist es mindestens eine Person, die sehr idealistisch an das Projekt herangeht und die Kolleg:innen und Eltern begeistert und mitzieht. Daneben gibt es einige Kitas, die ohnehin schon länger in diesem Themenbereich sehr aktiv sind, und sich nun auch noch auszeichnen lassen.

Hinweis: Dossier »FaireKITA«

Wir haben alle Beiträge zum Thema »FaireKITA« in einem Dossier zusammengefasst. Ein Dossier ist wie ein Ordner mit vielen Beiträgen zu einem Thema. Im Dossier »FaireKITA« finden Sie zum Beispiel herausragende Umsetzungen, Projektideen, Hintergrundinformationen und Tipps.

FaireKITA-Projektstellen

Das Projekt »FaireKITA« wächst. Derzeit gibt es in den folgenden Bundesländern jeweils eigene Projektstellen, die Kitas dabei unterstützen, eine FaireKITA zu werden:

Baden-Württemberg
Karin Wirnsberger, Projektkoordinatorin BNE und Globales Lernen in der KITA
Entwicklungspädagogisches Informationszentrum EPiZ Reutlingen
Wörthstraße 17, 72064 Reutlingen
Tel.: 0175/5620004
karin.wirnsberger@epiz.de

Hessen / Rheinland-Pfalz
Katrin Conzelmann-Stingl, Projektkoordination FairKita, Rhein.Main.Fair e.V.
Kurhausstr. 2, 65719 Hofheim
Tel.: 0172 6633047
Katrin.conzelmann-stingl@rheinmainfair.org
www.rheinmainfair.org

Niedersachsen
Dirk Steinmeyer, Süd-Nord Beratung
Kleine Domfreiheit 23, 49074 Osnabrück
Tel.: 0541/318820
info@suednordberatung.de
www.suednordberatung.de/aktiv-vor-ort/faire-kita/

NRW
Claudia Pempelforth , Büro VHS Hagen
Schwanenstraße 6–10, 58089 Hagen
Tel.: 02331/207-3594
c.pempelforth@faire-kita.de

Saarland
Peter Weichardt & Ingrid von Osterhausen, Fairtrade Initiative Saarbrücken
Saargemünder Str. 35, 66119 Saarbrücken
Tel.: 0681/41099810 (Peter Weichardt)
Tel.: 0151/504527 92 (Ingrid von Osterhausen )
www.faires-saarland.de/index.html

Schleswig-Holstein
Antje Edler, Fachpromotorin für zukunftsfähiges Wirtschaften, Eine Welt im Blick e.V.
Breiter Weg 8, 25785 Sarzbüttel
Tel.: +49 4806 245 9977
Mobil: +49 1520 6032 945
antje.edler@eine-welt-im-blick.de
www.eine-welt-im-blick.de

Thüringen
Stephanie Tiepelmann-Halm, Schrankenlos e.V.
Barfüßerstraße 32, 99734 Nordhausen
Tel.: +49-3631-4189771
sth@schrankenlos.net
www.schrankenlos.net/schrankenlos-e-V/Bildungsarbeit/