Den Handabdruck der Kita vergrößern

Den Handabdruck der Kita vergrößern

Während der ökologische Fußabdruck immer kleiner werden soll, soll sich der Handabdruck der Kita vergrößern! Denn er zeigt, wie viel deine Einrichtung für eine faire und umweltfreundliche Welt tut. Wir zeigen dir, wie das geht!

Was kann ich als Einzelne oder Einzelner schon tun? Diese Frage hört man immer wieder. Und bestimmt hast auch du sie schon gestellt bekommen – von deinen Kolleg:innen, deinen Vorgesetzten, Eltern, vielleicht sogar von Kindern! Nun, auf diese Frage gibt es eine richtig tolle Antwort: sehr viel! Und zwar, indem wir unseren Handabdruck vergrößern!

Den ökologischen Fußabdruck verkleinern …

Viele Jahre war es der ökologische Fußabdruck, der zeigen sollte, wie umweltfreundlich ein Mensch, ein Produkt, ein Unternehmen oder eine Einrichtung ist. Das Ziel dabei ist es, die eigene Konsums- und Verhaltensweise so zu verändern, dass der eigene Ressourcenverbrauch möglichst klein wird. Dabei soll der Fußabdruck den so genannten Rebound-Effekte vermeiden. Zu dem kommt es zum Beispiel dann, wenn eine Kita alle ihre Glühbirnen durch LED-Lampen ersetzt, dann jedoch das Licht durchgehend brennen lässt, weil die LED-Lampen ja nun so sparsam sind. Das macht die Einsparung unter Umständen wieder zunichte. Der Fußabdruck bleibt gleich.

Die Idee des ökologischen Fußabdruck ist damit schon ziemlich gut. Doch die Sache hat einen Haken. Der Fußabdruck lenkt unseren Aufmerksamkeit auf das Handeln eines Menschen oder einer Organisation. Außerdem ist er verbunden mit einem Gefühl von Verzicht (Reduktion), was bei den meisten Menschen in unserer Kultur negativ besetzt ist. Der Fußabdruck allein macht zudem auch nicht deutlich, ob es leicht oder schwer war, den Fußabdruck zu verkleinern.

Den Handabdruck in der Kita vergrößern!

Der Handabdruck setzt einen anderen Fokus. Er soll zum Beispiel immer größer werden. Denn der Handabdruck steht stellvertretend für faires und ökologisches Verhalten. In der Regel zielt der Handabdruck auch auf strukturelle Verbesserungen. Das heißt, Menschen, die ihren Handabdruck vergrößern wollen, fragen sich: „Was kann ich tun, damit es möglichst allen möglichst leicht fällt, einen kleinen Fußabdruck zu haben?“ Das lässt sich natürlich auch auf den Bereich der frühkindlichen Bildung übertragen. Auch hier können wir fragen: wie kann ich den Handabdruck in der Kita vergrößern!?

Hätten alle Menschen einen großen Handabdruck, so hätten wir bereits ein Land, in dem es unsinnig, unnormal und komisch wäre, sich nicht fair und umweltfreundlich zu verhalten – es wäre nämlich viel leichter, viel einfacher und auch noch viel billiger. Niemand würde zum Beispiel Energie aus fossilen Energieträgern haben wollen – sie wären schwer zu bekommen und viel teurer als erneuerbare Energie. Niemand würde sein Kind mehr mit dem Auto zur Kita bringen, weil das öffentlichen Nahverkehrsnetz so super bequem und praktisch ist. Kein Kita-Caterer würde etwas anderes, als eine pflanzenlastige Bio-Kost liefern – denn alles andere wäre teurer. Und das sind nur ein paar Beispiele dafür, wie ein Welt aussehen würde, in der wir alle einen möglichst großen Handabdruck haben.

Woher kommt der Handabdruck?

Das Centre for Environment Education (CEE) in Indien hat den Handabdruck (Hand Print) als offenes Konzept entwickelt, das alle Menschen rund um den Globus nutzen und weiterentwickeln können. So sollen Menschen auf allen Kontinenten mit dem Handabdruck die Welt verändern! „Die zehnjährige Srija entwarf die Hand als Symbol für positives Handeln im Rahmen eines Nachhaltigkeitsprojekts des CEE“, beschreibt es die Umweltschutzorganisation Germanwatch. Sie setzt den Handabdruck als Instrument in ihrer Bildungsarbeit ein. Die Umweltschutzorganisation legt ihren Schwerpunkt dabei auf strukturverändernde Handlungsmöglichkeiten und politisches Engagement.

Auf die Strukturen kommt es an!

Wir alle wissen eigentlich schon längst, was wir tun sollten, um das Klima und die Umwelt zu schützen, globale Gerechtigkeit zu fördern und Chancengleichheit zu verwirklichen. Doch was hält uns ab? Nun, vor allem sind es die veralteten politischen und wirtschaftlichen Strukturen. Es ist zum Beispiel viel einfacher und kostengünstiger, sich etwas neu zu kaufen, anstatt ein kaputtes Produkt reparieren zu lassen. Es ist zum Teil günstiger mit einem Billigflieger irgendwohin zu reisen, anstatt mit dem Zug. Und viele Kitas „verzichten“ auf „teure“ Bio- und Fair-Trade-Produkte, weil sie einfach nicht ins Budget passen. Sich ökologisch und sozial gerecht zu verhalten ist somit aufwendig, anstrengend und auch noch teuer. Kein Wunder, dass das so wenige Menschen tun …

Wir müssen also Strukturen verändern. Die Umweltschutzorganisation Germanwatch hat dazu eine ganze Reihe von Ideen. Wir haben sie auf den Kontext der Kita zugeschnitten:

  • Subventionen und finanzielle Anreize verändern Strukturen. Das zeigte zum Beispiel das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das unter anderem ganz viele Menschen motiviert hat, selbst erneuerbare Energie zu „produzieren“, weil sie Geld dafür bekamen. Es wurde weltweit kopiert. Welche Veränderungen könnten im Bereich der frühkindlichen Bildung sinnvoll sein? Im Partnerforum Frühkindliche Bildung gibt es einen Zusammenschluss von Pädagog:innen, Referent:innen und Multiplikator:innen, die sich darüber austauschen und Ideen und Veränderungswünsche über die Nationale Plattform an die Politik weitertragen. Wer Interesse an einer Mitarbeit hat, findet hier Infos und Kontaktmöglichkeiten: https://kita-global.de/impuls-und-ideentreffen-wie-koennen-wir-bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung-bne-und-globales-lernen-in-der-kita-staerken/
  • Neue Infrastrukturen schaffen, zum Beispiel gibt es in Berlin das Netzwerk „Wo kommt dein Essen her“ (https://wo-kommt-dein-essen-her.de/), das Kita- und Schul-Caterer mit regionalen Lebensmittelanbietern verbindet – und für die Kinder über Bildungsmaterialien und Exkursionen Ernährungsbildung anbietet. Solche und ähnliche Netzwerke haben das Potential, viel zu verändern. Als Kita kann man sie suchen, gründen, voranbringen und aufbauen.
  • Transparenz durch klare Informationen erzeugen. Zum Beispiel können Kitas Kinder und Eltern aufklären, wo und wie ein anderes Konsummuster für globale Gerechtigkeit und Umweltschutz sorgt. Um nur zwei Beispiel zu nennen: Zum einen sorgt eine „FaireKITA“ mit ihrem Programm dafür, dass das Thema „Fairer Handel“ bei Kindern und Eltern bekannt wird (https://kita-global.de/die-faire-kita-nachhaltige-projekte-die-kinder-begeistern/). Zum anderen können Kitas zum Beispiel durch eine gezielte Ernährungsbildung viel für eine weltbewusste Ernährung tun (https://kita-global.de/wie-geht-eine-weltbewusste-ernaehrung/).
  • Neue Standards setzen. Wenn Kitas zum Beispiel bei dem Projekt „Klimameilen“ (https://kita-global.de/zoom-kleine-klimaschuetzer-unterwegs/) mitmachen. Hier können Kinder „Klimameilen“ sammeln, indem sie sich nicht mehr mit dem Auto zur Kita bringen lassen, sondern zu Fuß gehen, das Rad nutzen oder die öffentlichen Verkehrsmittel. So wird bewusst: es geht auch anders. Außerdem können die Pädagog:innen den Kindern und Eltern auch zeigen, welche Wirkung eine alternative Mobilität für die Zukunft nachfolgender Generationen hat. Es entstehen neue Standards!
  • Neue Regeln bestimmen, was in Organisationen und Unternehmen geschehen kann – etwa, dass nur noch faire Produkte gekauft werden dürfen. Das geschieht zum Beispiel, wenn eine Kita eine „FaireKITA“ wird.

Diese Beispiele machen deutlich: wenn wir gemeinsam die Strukturen verändern, können wir riesige Schritte in Richtung einer umweltfreundlichen und solidarischen Lebensweise gehen. Wir können den Handabdruck der Kita vergrößern!

Der Handabdruck hat viele Wirkungsebenen

Der Handabdruck kennt verschiedene Wirkungsebenen, die auf der Grafik oben zu sehen sind, die die Umweltschutzorganisation Germanwatch bereit gestellt hat. Der Handabdruck beginnt beim „Ich“. Hier kann ein Mensch natürlich alleine seine Entscheidung treffen und im Grunde sofort loslegen. Die Wirkung ist aber auch nicht so groß. Weitere Wirkungsebenen haben eine größere Wirkung und Veränderungskraft. Zum Beispiel auf der Ebene von Familie, Freunden und Kolleg:innen – also Menschen, die einem nahe stehen. Um hier den Handabdruck zu vergrößern, muss man zwar mitunter Überzeugungsarbeit leisten. Dafür hat man aber auch eine größere Wirkung. Deshalb sollten wir auch den Handabdruck in der Kita vergrößern.

Das gilt für alle folgenden Wirkungsebenen des Handabdruck natürlich ebenfalls: wer seinen Kita-Träger überzeugen möchte, bei der Beschaffung auf FairTrade-Siegel zu achten, muss schon mehr tun – hat aber natürlich auch eine größere Wirkung. Die nächst höheren Ebenen sind ganze Branchen, Verbände oder Verwaltungen auf regionaler oder gar auf Bundesebene. Die Ebenen weiten sich aus bis auf EU- oder sogar die globale Ebene. Oft können sich Menschen gar nicht vorstellen, auf diesen Ebenen aktiv zu werden und tatsächlich etwas zu verändern. Aber es ist nicht unmöglich. Wir laden an dieser Stelle noch einmal zum Partnernetzwerk „Frühkindliche Bildung“ ein.

Beispiele: So lässt sich der Handabdruck in der Kita vergößern

In der Broschüre „Wandel mit Hand und Fuß“ hat die Organisation Germanwatch ein paar Anwendungsbeispiele geliefert, was Handabdruck-Projekte sein können. Eine kleine Auswahl:

  • Eine Kirchengemeinde beschließt, ihr gesamte Vermögen nur noch in umweltfreundliche, friedliche und solidarische Geldanlagen zu investieren.
  • Eine Gruppe von Studierenden bringt ihre Uni-Mensa dazu, immer ein lokale, Bio- und Fair-Trade-Essen anzubieten, das auch noch günstiger ist als die anderen. Es hat mit dem Studentenwerk, den Mitarbeitenden und dem Mensa-Betrieb einen Einkaufsplan erstellt, der das ermöglich.
  • Ein Wohnviertel setzt sich mit einer Bürger:inneninitiative erfolgreich für mehr und bessere Fahrradwege, Fahrradstraßen und überdachte Stellplätze ein.
  • Ein Verein stellt seine gesamte Beschaffung auf ökologische und faire Produkte um. Das geht vom Toilettenpapier bis zum Stromanbieter.
  • Bundesweite Demonstrationen kämpfen dafür, dass der Atomausstieg nicht rückgängig gemacht wird und setzen ein Ende des Atommülls durch.

Die Ideen lassen sich ganz sicher auch auf den Kita-Kontext übertragen!

Kostenlose Materialien zum Handabdruck

Germanwatch stellt eine ganze Reihe von Materialien zum Thema „Handabdruck“ bereit. Vieles davon lässt sich ganz wunderbar auch im frühkindlichen Bildungsbereich nutzen. Zumindest, um unter den Kolleg:innen und mit den Eltern daran zu arbeiten. Schau dich am besten selbst um. Hier unsere Auswahl: