Wie ein Frühstück in der Kita verbindet

Wie sieht ein gutes Frühstück in der Kita aus? Tipps für ein Frühstück, das Gemeinschaft schafft und die Wertschätzung für gutes Essen fördert.

Wenn die Eltern ihre Kinder abholen, ist oft eine ihrer ersten Fragen: Hat mein Kind gegessen? Und wenn ja: Was und wie viel? Die Eltern wollen ihr Kind gut versorgt wissen. Für das Kita-Team ist das Essen oft eine pädagogische Herausforderung: Wie soll das Essen in der Kita aussehen? Was sind unsere Werte und Normen? Wie soll die Mahlzeit ablaufen? Und was ist meine Rolle als Erzieherinn dabei?

Essen betrifft uns alle täglich. Bei meiner Arbeit in der Kita erlebe ich, dass das Thema eine sehr emotionale Sache ist und für Ängste, Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten sorgt.

Konfliktthema: Probierhappen

Auch bei Fortbildungen sind Essensituationen immer wieder Grund für Diskussionen, die schnell emotional und persönlich werden können. Ein häufiger Streitpunkt ist der sogenannte Probierhappen: „Komm probier ein bisschen. Wenn du es nicht probiert hast, weißt du nicht, ob es dir schmeckt“, heißt es dann und schon hat das Kind einen Probierhappen auf dem Teller.

Dies führt leider nicht selten dazu, dass die Kinder angewidert gar nichts mehr essen. Ich muss ehrlich sagen, dass der Probierhappen daher auch für mich ein No-Go ist. Leider gibt es immer wieder Erzieher*innen, die darauf bestehen. In vielen Kitas gehört er zum Alltag.

Ich frage mich hingegen: Wir trauen den Kindern im Alltag soviel zu. Viele Kita-Konzeptionen beschreiben Kinder als selbstbestimmt, eigenaktiv und selbsttätig. Warum hört dieses Bild vom Kind beim Essen häufig auf? Warum vertrauen wir Erwachsene nicht auch hier auf das Kind und seine Fähigkeiten?

Ein Praxisbeispiel aus meiner Fortbildungen zur Fachkraft im Situationsansatz verdeutlicht die Situation der Kinder: Eine Referentin bot dabei jedem ein Stück von einem Teller Harzer Käse an. Wer nicht wollte, den forderte sie eindringlich auf, doch „wenigstens“ mal zu probieren. Wir stellten damals fest, dass es schon als Erwachsener schwierig ist, nein zu sagen. Wie wird es sich da wohl erst für die Kinder anfühlen? Wie oft lassen sie sich zu etwas drängen, was sie eigentlich gar nicht wollen?

Gemeinsame Mahlzeiten verbinden

Doch gemeinsames Essen ist überall auf der Welt ein kulturell verbindendes Element des Alltags. In unserer modernen, industrialisierten Welt haben wir oft das Gefühl, dass wir immer weniger Zeit haben, um als Familie ein gemeinsames Essen vorzubereiten und einzunehmen. Viele Familien greifen da auch oft zu Fertiggerichten.

Doch wie können wir dann unseren Kindern ein Gespür für Lebensmittel und deren Zubereitung oder für den Wert einer gemeinsamen Mahlzeit vermitteln? Häufig ist es die Aufgabe der Kita dieses gesunde Verhältnis zum Essen zu fördern und vorzuleben.

Wie sieht das Frühstück in der Kita aus?

Für viele Kinder ist der Frühstückstisch in der Kita ein wichtiger Ankunftspunkt. Er erleichtert den morgendlichen Übergang von Familie zu Kita. Die meisten Kinder genießen es, am Morgen mit ihren Freunden beim Frühstück zu sitzen und zu reden. Und auch ich als Erwachsene finde dies eine gemütliche Situation. Ein guter Grund also, um das Frühstück in der Kita einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und sich zu fragen:


  • Wie läuft das Frühstück in der Kita ab?
  • Bringen die Kinder ihr Essen von zu Hause mit?
  • Gibt es einen gedeckten Frühstückstisch mit Verpflegung?
  • Oder wechselt sich beides ab?

Tipps für das gemeinsame Frühstück

Ich habe hier ein paar Anregungen für Kitas, bei denen die Kinder ihr Essen selbst mitbringen. Ich habe es leider schon erlebt, dass das Frühstück aus Chips, Gummibärchen und Limonade besteht. Hier müssen wir als Erzieher*innen die Kinder an gesunde Ernährung heranführen. Zum Beispiel, in dem wir:


  • Obstsalat, Quark oder Gemüsesticks am Tisch zubereiten: Ideal ist es, wenn die Kinder täglich auch ein Essen des Frühstücks am Tisch zubereiten. Die Eltern können dafür die Lebensmittel spenden – oder die Zutaten stammen vom Kita- oder Schulobst. Wer das nicht jeden Tag schafft, kann zumindest einmal in der Woche mit den Kindern etwas zu Essen zubereiten.
  • Brot selber backen: Etwas aufwendiger, aber wirklich schön – einmal pro Woche ein Brot oder Brötchen mit den Kindern backen und zum Frühstück servieren.
  • Internationales Frühstück: Bei Kitas mit verschiedenen Nationalitäten bietet sich auch ein internationales Frühstück an. Dazu kann man dann auch die Eltern einladen, gemeinsam mit den Kindern Speisen aus ihrem Heimatland zuzubereiten und zu essen.

Ich erinnere mich selbst noch sehr gut an meine „Reise um die Welt“, die ich in einer Kinderfreizeit erlebt habe. Der Geschmack des türkischen Apfeltees ist mir immer noch gut in Erinnerung. Globales Lernen wird über die Sinne in jedem Fall wesentlich intensiver erlebt. 

Das Frühstücksbuffet in der Kita

Auch für Kitas, die ein Frühstücksbuffet anbieten, lohnt sich ein genauer Blick:


  • Welche Lebensmittel bieten wir an?
  • Wie wurden sie angebaut: Konventionell oder biologisch?
  • Wer baut sie an? Wie leben diese Menschen?
  • Sind unsere Lebensmittel regional und saisonal?
  • Wie viel Müll produzieren wir damit?

Vor allem der letzte Punkt ist ein wichtiges Thema. Natürlich müssen wir als Erzieher*innen die hygienischen Richtlinien beachten. Doch ich ärgere mich immer wieder über die gewaltigen Berge an Plastikjoghurtbechern, die in Kitas jeden Morgen entstehen.

Fazit: Wie Frühstück verbindet

Gemeinsam eine Mahlzeit einzunehmen verbindet uns Menschen. Wir tragen Verantwortung dafür, dass Kinder dieses Gefühl von Geborgenheit und Gemütlichkeit kennenlernen, das wir vielleicht von unserer eigenen Kindheit kennen.

Es ist wichtig, dass wir uns auch im Trubel des Alltags dafür stark machen, dass dieser wichtige Teil des Alltags genug Zeit und Aufmerksamkeit bekommt. Denn gemeinsam mit den Kindern den Tisch zu decken und vorzubereiten bedeutet auch, dass sie lernen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

Fräulein Mörchen

Fräulein Möhrchen ist 31 Jahre alt und seit 3,7 Jahren Erzieherin in einer Kita. Genauso lange nimmt sie an der modularisierten Ausbildung zur Fachkraft im Situationsansatz teil. Ihr Anerkennungsjahr leistete sie an der GS Pestalozzischule. Sie ist staatlich anerkannte Zierpflanzengärtnerin, war drei Monate als Öko-Jobberin in Portugal sowie als freie Mitarbeiterin und Waldpädagogin im Pfälzer Wald unterwegs, wo sie Kurse begleitete und leitete. Sie bloggt für ein bewusstes Leben.

Aktionsideen zum Thema nachhaltiges Frühstück

Aktionsideen zum Thema nachhaltiges Frühstück finden Sie in


Foto Frühstücksteller: Jonathan Link, flickr