Kamishibai

Kamishibai – Papiertheater schafft ein Wir-Gefühl

Das Kamishibai ist eine wunderbare Mischung aus kleinem Tischtheater und Bilderbuch. Ideal, um Globales Lernen in der Kita spielerisch umzusetzen.

Das japanische Wort Kamishibai besteht aus den beiden Teilen „kami“ (紙, Papier) und „shibai“ (芝居, Schauspiel, Theater). Zusammen gesetzt bedeutet es also so viel wie Papiertheater. Und damit ist bereits viel darüber gesagt. Denn das Papiertheater ist eine faszinierende Verbindung von dem symbolischem Spiel und illustriertem Buch. In einem leicht zu transportierenden Holzrahmen werden dabei Bildtafeln eingeschoben, die eine Geschichte illustrieren.

Wer einmal dabei war, kennt die Faszination des Papiertheaters: Wenn sich die beiden Flügeltüren langsam öffnen und auf der schwarz gerahmten Bühne das erste Bild der Geschichte erscheint. Wenn die Erzählung beginnt und sich Bild für Bild entfaltet. Wenn man eintaucht in den Wechsel der Bilder, halb Comic, halb Theater. Dann versinkt man und taucht ein in die wunderbare Welt der Kamishibai.

Das Butai – der Holzrahmen

Dabei ist das Papiertheater so einfach: Den Holzrahmen (den sogenannten Butai) kann man fertig oder als Bauset kaufen – oder auch komplett selbst basteln. Eine Anleitung gibt es etwa vom Eigenbaukombinat, einem Maker-Lab in Halle. Man kann ihn aber auch (zusammen mit Bilder-Sets) bei der Karl Kübel Stiftung in der Kamishibai-Bibliothek ausleihen.

Die Kunst des Kamishibai stammt aus Japan. Unter Kamishibai-Künstler*innen ist jedoch die Ansicht verbreitet, dass wir das Medium heute in unserem Kulturkreis an die Lebenswelt der Kinder hier anpassen können.

Das Praktische am Kamishibai ist: Es hat überall Platz, wo Menschen einander etwas zu erzählen haben. Das kann die Kinderkrippe oder die Kita sein, der Kindergottesdienst oder die Büchereien und auch zu Hause in der Familie. Einfach aufklappen und loslegen mit dem Erzählen! Worüber? Da gibt es viele tolle Ideen.

Die passende Geschichte finden

Die traditionelle Kunst soll das hervorrufen, was im Japanischen „Kyo-kan“ genannt wird: ein Wir-Gefühl oder gemeinsames Empfinden, das die Zuschauenden spüren, wenn sie mit den Figuren der Geschichte mitfiebern. Um das hervorzurufen, braucht es ausdrucksvolle, auf das Wesentliche reduzierte Bilder sowie eine reiche, lebendige Sprache und ein spannender Inhalte.

Die Karl Kübel Stiftung hat dies zum Beispiel zum Anlass genommen, um 25 Bilder-Sets – also Geschichten – zu den Themen der Agenda 2030 zu entwickeln. Viele Tipps für die Durchführung von Papiertheatern und die Auswahl der passenden Geschichten hat die Karl Kübel Stiftung in der Broschüre „Kamishibai und die globalen Ziele für eine nachhaltige Welt“ zusammen gefasst (sie können sie als PDF kostenlos herunterladen).

Weitere Ideen und Tipps für Kamishibai-Geschichten, haben wir für Sie heraus gesucht:

Heute gibt es Kamishibai-Vorführungen in der ganzen Welt. Es eignet sich auch ideal, um Themen des Globalen Lernens und der Bildung für Nachhaltige Entwicklung zu erzählen.

Tipps für die Durchführung

Ein Kamishibai lässt sich auf unterschiedliche Weise erzählen:

  1. Die eine Form des Papiertheaters ist die reine Erzählgeschichte. Der oder die Erzähler*in führt die Zuschauer*innen durch die ganze Geschichte.
  2. Die zweite Form des Papiertheaters ist ein Mitmachtheater. Dabei bestimmen die Zuschauer*innen wann und möglicherweise auch wie es weitergeht.

Außerdem gibt es ein paar Tipps, wie ein Kamishibai so richtig toll wirkt. Wichtig ist zum Beispiel, die Bühne des Kamishibai mit Hilfe eines einfachen Strahlers beleuchten. Das macht einen riesigen Unterschied – probieren Sie es aus! Der zweite Tipp lautet: Ziehen Sie sich etwas Dunkles an. Am besten etwas Schwarzes. Wer möchte, kann sich ein großes, schwarzes Hemd zum Drüberziehen immer griffbereit hinlegen und sich so ruck zuck in eine*m Profi-Erzähler*in verwandeln.

Übrigens: Die bereits erwähnte Karl Kübel Stiftung bietet Einführungs- und Aufbau-Schulungen. Über 400 Institutionen haben seit 2019 bereits daran teilgenommen. Eine unglaublich positive Ressonanz.

Bildquellen (von oben nach unten): Asturio Cantabrio via Wikimedia, aki-sato via Wikimedia, Bibliotecas Redondela via flickr