Wie entsteht eigentlich das Spielmaterial für unsere Kita-Arbeit? Viele machen sich gar keine Gedanken darüber. Dabei gibt es mehr Ideen und Möglichkeit, um Ihre Kita auf faires Spielmaterial umzustellen, als Sie zunächst vielleicht denken.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und irgendwo sind bestimmt noch Restgelder aus dem Etat übrig, die verbraucht werden dürfen. Das wissen auch die Spielzeugvertreter. Sie kommen mit ihren Koffern und Kisten voll mit Spielen, Fahrzeugen, Baumaterialien und vielem mehr in unsere Kitas.
Sie bringen eine Vielzahl verschiedener Spielmaterialien mit, die sie uns vorführen – und natürlich bestellen wir das ein oder andere. Denn es ist ja auch wirklich sehr praktisch: Wir müssen uns nicht lange Gedanken machen, was wir denn noch für unsere Kita gebrauchen könnten. Alle Spielsachen können wir ausprobieren und sofort bestellen.
Spielmaterial: Die üblichen Quellen
Ich habe mir lange Zeit wenig Gedanken gemacht, woher die Spielzeuge kommen oder wie sie produziert werden. Ich verbinde mit dem Wort Spielzeug Freude. Und mit Kita-Material verbinde ich vor allem auch hochwertige Materialien. Doch auch Spielmaterialien müssen natürlich nicht unbedingt fair produziert sein.
Wenn ich Spielmaterialien für die Kita bestelle, dann blättere ich zumeist durch die dicken Kataloge der drei bekanntesten Hersteller für Kita-Bedarf. Als Erzieherin muss ich darauf achten, dass das Spielmaterial den Sicherheitsstandards einer Kita entspricht.
Bei den großen Herstellern kann ich davon ausgehen, das sie alle geprüft und sicher sind. Aber wo produzieren sie eigentlich und unter welchen Bedingungen? Nach einem genaueren und kritischen Blick musste ich feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, Spielmaterial zu finden, das sowohl Kita-tauglich ist als auch noch fair produziert.
Faires Spielmaterial: Hilfreiche Quellen
Nach meinen Recherchen kann ich die Seite der Aktion Fair spielt empfehlen. Die Organisation setzt sich für faire Arbeitsbedingungen in Übersee und der Einhaltung des ICTI- Kodex ein. Ich habe vor meiner Recherche von diesem Kodex noch nichts gehört. Die folgende Grafik zeigt daher, worum es dabei geht.
Was mir als Erzieherin besonders gut gefällt ist die Rubrik Hersteller&Handel auf der Seite. Dort kann ich mich mit ein paar einfachen Klicks über ein Vielzahl von Produzenten informieren. Auch über die Großen. Obwohl der Hinweis „Made in China“ allgegenwärtig ist, hätte ich nicht gedacht, dass auch eine große Anzahl der Kita-Spielmaterialen aus Fernost kommen und die wenigsten unter fairen Arbeitsbedingungen entstehen.
Das bedeutet Spielvergnügen unserer Kinder auf Kosten anderer Menschen. Vielleicht auch Kinder, die ihre Kindheit damit verbringen, Spielmaterialien für die westliche Welt zu produzieren! Da fällt es mir schon schwer mit meiner Kindergruppe in meinem gut bestückten Gruppenraum zu sitzen und mich mit globalem Lernen zu beschäftigen.
Was können wir tun?
Ganz auf Spielmaterialien zu verzichten ist für mich ein radikaler und unrealistischer Gedanke. Spielmaterialien sind Bildungsmaterialien, die Kinder bei ihrem Spiel unterstützen sollen.
Aber ist es möglich, dass ich langfristig auf faire Spielmaterialien umstellen kann? Privat gibt es da wohl keine Probleme. Es gibt viele grüne Onlineshops, die fair produzierte Produkte oft sogar aus biologisch angebauten Rohstoffen vertreiben:
Online-Shops für faires Spielzeug
El Puente Der Online-Shop hat unterschiedliche, fair gehandelte Produkte. Auch hier finde ich eine Vielzahl an Spielmaterial.
Doch kann ich auch meine Kita auf fair produziertes Spielmaterial umstellen? Die Rahmenbedingungen, die mir und den anderen Erzieher_innen vorgeschrieben sind, machen das schwierig. Als Kita einer Anstalt des öffentlichen Rechts kann ich zum Beispiel Spielmaterialien nicht online bestellen, wenn ich sie nicht aus eigener Tasche bezahlen will. Das schränkt mich in meinen Möglichkeiten schon ziemlich ein. Dennoch habe ich ein paar Ideen und Vorschläge auf verschiedenen Ebenen:
Ideen für faires Spielzeug in der Kita
Wo finden wir faires Spielmaterial? Besuchen Sie mit Ihren Kindern einen Weltladen. Zumindest im kleinen Rahmen könnten Sie so ein paar faire Spielzeuge erwerben. Einige Weltläden bieten außerdem auch Bildungsarbeit an oder haben ansprechende Bildungsmaterialien für die Kita. Das wäre ein erster Impuls, um bei den Kindern einen neuen Lernort zu eröffnen und in den Köpfen der Kinder, Eltern und Kolleg_innen ein Denkprozess anzustoßen.
Spielmaterialien ‚Made in Germany‘. Es gibt auch einige Spielzeughersteller, die von vorne herein nur in Deutschland oder Europa produzieren. Mein Favorit sind die tollen Ostheimer Produkte. Ich erlebe sie im Kita-Alltag als robust und sie sind laut Hersteller aus einheimischen Hölzern gefertigt.
Spielmaterial selbst machen. Von den Kolleg_innen aus den Waldorfgärten kann man sich außerdem auch viele Ideen holen, wie man ohne vorgefertigtem Spielzeug Bildungsarbeit gestalten kann.
Die Kompetenz der Eltern nutzen. Arbeiten Sie auch mit den Eltern der Kinder zusammen. Sie könnten zum Beispiel das Spiel-Gemüse und -Obst für den Einkaufsladen der Kita mit ihnen gemeinsam aus Biowolle filzen. Oder Sie können kostenlose Materialien wie Verpackungen oder ausrangierte Haushaltswaren zum Bespielen im Rollenspiel nutzen.
Auch wenn es auf den ersten Blick schwierig erscheint, so gibt es auf den zweiten also doch einige Möglichkeiten, um Spielzeug in der Kita fairer zu machen. Entscheidend ist, dass sowohl die Erzieher_innen als auch die Eltern ein Bewusstsein für die Produktionsbedingungen von Spielzeug entwickeln.
Dabei geht es zum einen darum, sensibel dafür zu werden, was wir kaufen – und zum anderen um die Frage, ob wir etwas kaufen (müssen): Wenn wir nicht dauernd kaufen würden, müsste auch nicht ständig Neues produziert werden.
Haben Sie weitere Ideen?
Haben Sie weitere Tipps und Ideen, wie wir faires Spielzeug bei Kindern und Erwachsene ins Bewusstsein bringen können? Dann hinterlassen Sie hier einen Kommentar, schreiben Sie uns eine E-Mail oder posten Sie auf unserer Facebook-Seite. Wir ergänzen dann diese Liste um Ihre Ideen!
Vielen Dank im Voraus,
Ihr Fräulein Möhrchen
Über die Autorin
Bildquelle: Mikael Moiner (Flickr)
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