Die Planetary Health Diet – also die Planetare Gesundheitsdiät – wurde von einem internationalen Team aus Wissenschafter*innen entwickelt. Sie schützt unsere Gesundheit genauso wie die des Planeten. Aber was bedeutet das genau? Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengestellt.
Was ist die Planetary Health Diet?
Wie müssen wir uns ernähren, damit wir erstens gesund bleiben, zweitens 10 Milliarden Menschen auf unserem Planeten ernährt werden können und drittens dieser Planet geschützt und erhalten wird? Um eine Antwort auf diese knifflige Frage zu bekommen, bildete sich die EAT-Lancet Commission. Dabei handelt es sich um einen internationalen Zusammenschluss aus Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Gesundheit, Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Politik und Landwirtschaft.
2019 haben sie ihr Ergebnis unter anderem in Form eines exemplarischen Speiseplanes vorgestellt. Würden wir uns alle nach diesem Vorschlag ernähren, könnten wir eine ganze Reihe von Problemen mit einem Schlag lösen:
- Wir könnten den Hunger in der Welt besiegen. Und das selbst dann, wenn die Bevölkerungszahl auf unserer Erde so zunimmt, wie es die UNO einschätzt. Mit der Planetary Health Diet könnten wir rund 10 Milliarden Menschen mit dem ernähren, was uns die Erde an Lebensmitteln schenkt.
- Wir könnten weltweit pro Jahr rund 11 Millionen vorzeitige Todesfälle vermeiden, die durch chronische ernährungsmitbedingte Krankheiten zustande kommen. Sie werden vor allem durch einen zu hohen Fleisch- und Zuckerkonsum ausgelöst. Aber auch bei den Menschen, die nicht vorzeitig sterben, würde sich die Lebensqualität durch eine gesunde Ernährung drastisch verbessern.
- Wir könnten das Klima und die Bio-Diversität unserer Erde schützen und somit eine weitere Erhitzung unseres Planeten und Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten reduzieren (ganz aufhalten können wir es nicht mehr, egal, was wir tun). Und wir bräuchten weniger Land, Wasser, chemische Mittel wie Stickstoff oder Phosphat für die Landwirtschaft.
Den kompletten Report der EAT-Lancet-Commission können Sie sich hier in englischer Sprache als kostenlose PDF-Broschüre herunterladen.
Was sollen wir essen?
Der Speiseplan der Planetary Healt Diet sieht einen täglichen Energiebedarf von Erwachsenen von rund 2.500 kcal vor. Global muss sich der Fleischverzehr um 50 Prozent verringern. Weil manche Menschen darauf angewiesen sind (z.B. weil in ihrer Region der Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln nur eingeschränkt möglich ist), sich vor allem von Fleisch zu ernähren, bedeutet dies, dass wir unseren Verzehr von tierischen Produkten noch weitaus mehr reduzieren sollten. Unsere Ernährung sollte vor allem auf pflanzlicher Kost basieren, vor allem sollten wir auch mehr Nüsse und Hülsenfrüchte essen. Unser Speiseplan für einen Tag könnte damit zum Beispiel folgendermaßen aussehen, wie das Online-Magazin Utopia aufgelistet hat:
- Gemüse: 300 Gramm (200-600 Gramm)
- Milchprodukte: 250 Gramm (0-500 Gramm)
- Vollkorngetreide (Reis, Weizen, Mais u.a.): 232 Gramm
- Obst: 200 Gramm (100-300 Gramm)
- Hülsenfrüchte: 75 Gramm (0-100 Gramm)
- Nüsse: 50 Gramm (0-75 Gramm)
- Stärkehaltiges Gemüse (Kartoffeln, Maniok): 50 Gramm (0-100 Gramm)
- Ungesättigte Fette: 40 Gramm (20-80 Gramm)
- Zucker (alle Süßungsmittel): 31 Gramm (0-31 Gramm)
- Geflügel: 29 Gramm (0-58 Gramm)
- Fisch: 28 Gramm (0-100 Gramm)
- Rotes Fleisch (Rind, Lamm, Schwein): 14 Gramm (0-28 Gramm)
- Eier: 13 Gramm (0-25 Gramm)
- Gesättigte Fette: 11,8 Gramm (0-11,8 Gramm)
Weil ein Ei beispielsweise in etwa 75 Gramm wiegt, ergibt sich daraus, dass wir mit diesem Speiseplan vielleicht alle 6 Tage ein Ei essen könnten. Das alleine reicht jedoch noch nicht. Wir müssten dafür sorgen, dass wir weniger Lebensmittel wegschmeißen – da hilft die Kita-Initiative „Bis auf den letzten Krümel“ der Berliner Organisation „Restlos glücklich“, mit der wir ein Interview mit einer der Restlos-glücklich-Gründerin Edith Timm gemacht haben. Außerdem müssten wir unsere Art der Landwirtschaft verändern.
Für alle, die jedoch erst einmal ihre Ernährung genauer unter die Lupe nehmen möchten: Torben Ratzlaff und Eva Wolff haben die Planetary Health Diet in eine kostenlose App übersetzt (Android) (iOS). Damit können alle Nutzer:innen sehen, wie sich ihre Ernährung auf den Globus auswirkt. Weitere Infos finden Sie zum Beispiel bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung oder Wikipedia.
Die weltbewusste Ernährung(sbildung) in der Kita
Positive Geschmackserlebnisse in der Kindheit prägen die Offenheit für neue Lebensmittel, zum Beispiel für Hülsenfrüchte oder neue Gemüsesorten – denn die Geschmacksbildung beginnt bereits im Mutterleib. Je früher Kinder lernen, Lebensmittel wertzuschätzen oder ihre Freude am Gärtnern und Kochen entdecken, umso eher werden sie dies auch später mit Begeisterung tun. Denn wir wissen: Auch die Werte, Einstellungen und Bereitschaften entwickeln sich in der frühen Kindheit!
Täglich essen in Deutschland fast vier Millionen Menschen (Kinder und Beschäftigte) in der Kita. Teilweise bis zu vier Mahlzeiten. Eine weltbewusstes Ernährung und Ernährungsbildung ist deshalb die größte Chance, um die nächste Generation für eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu begeistern. Wir Erziehenden haben es damit ganz wesentlich mit in der Hand, der Planetary Health Diet zum Erfolg zu verhelfen.
Literaturtipps
2. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat im aktualisierten Leitfaden für die Kita-Verpflegung nachhaltige Kriterien berücksichtigt. >> https://www.fitkid-aktion.de/fileadmin/user_upload/medien/DGE-QST/DGE_Qualitaetsstandard_Kita.pdf
3. Das Veggy-Kochbuch für die Kita können Sie hier als PDF herunterladen. >> https://www.musella-stiftung.li/index.php/8-projektberichte/22-veggie-kochbuch
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