Illustration zeigt Weltkugel mit Armen drum herum und dem Wort "Peace"

Gewaltfreie Erziehung

Eine gewaltfreie Erziehung fördert den Frieden in der gesamten Gesellschaft. Ein Klaps auf den Hintern, Einsperren im Zimmer – solche und ähnliche gewaltvolle Erziehungsmaßnahmen lehnt die Mehrzahl der Menschen in Deutschland ab. Doch von einer gewaltfreien Erziehung sind auch wir noch weit entfernt.

Vor rund zwanzig Jahren wurde die gewaltfreie Erziehung im Bürgerlichen Gesetzbuch der BRD und damit in unserem Rechtssystem verankert. Seit dem sind die Zustimmungswerte selbst zu sogenannten »leichten« Bestrafungen zurückgegangen. »So gaben in einer Befragung von Bussmann im Jahr 2005 76,2 % an, einen ‚Klaps auf den Po‘ als Erziehungsmethode verwendet zu haben«, steht in einer Studie von Unicef aus dem Jahr 2020. Im Jahr 2016 gaben dies nur noch 44,7 % der Befragten an. Dennoch verharren die Zustimmungsraten vor allem für »leichte« Körperstrafen auf einem Plateau. Deshalb »muss dazu der Fokus stärker vom Ausmaß der angewendeten körperlichen Gewalt generell auf den Aspekt der Menschenwürde von Kindern verschoben werden«, meinen die Autor:innen der Unicef-Studie.

Die Zahl der Staaten, die körperliche Züchtigung von Kindern gesetzlich verboten haben, steigt (Quelle: https://endcorporalpunishment.org/global-progress/)

Frieden fördern, Gewalt verhindern

Kann es in einem Land nachhaltigen Frieden geben, wenn ein Großteil der Menschen bereits in ihrer Kindheit Gewalt erfährt? Diese Frage hat sich der österreichische Friedensforscher Franz Jedlicka gestellt und ist zu einer eindeutigen Antwort gekommen: »Nein«. Er hat sich internationale Daten zur Gewalt gegen Kinder angesehen. Zum Beispiel, in welchen Ländern der Welt die Prügelstrafe gesetzlich immer noch nicht verboten ist. Das ist in erstaunlich vielen Ländern der Fall. Etwa in den USA, Kanada, Italien oder Großbritannien (siehe https://endcorporalpunishment.org/global-progress/). Insgesamt sind nur 14 % aller Kinder weltweit zuhause und auch außerhalb vor körperlicher Züchtigung gesetzlich geschützt.

Nur 14 Prozent aller Kinder weltweit sind voll geschützt gegen körperlicher Bestrafung geschützt. Die Grafik stammt von https://endcorporalpunishment.org/global-progress/

Dann hat Franz Jedlicka diese Daten mit dem Global Peace Index verglichen. Dieser wird jedes Jahr vom Institute for Economics and Peace (IEP) veröffentlicht. Dabei ist er zu folgendem Ergebnis gekommen: In den friedlichsten Ländern der Welt dürfen auch die Kinder nicht mehr geschlagen werden. Weitere Argumente findet Franz Jedlicka in der Psychologie und der Sozialgeschichte. Einen natürlichen Aggressionstrieb gebe es nicht, meint Franz Jedlicka. Aggressivität sei immer eine Reaktion auf selbst erlebte Gewalt, Beleidigung, Vernachlässigung und Ausgrenzung. Daher trage eine gewaltfreie Erziehung immer auch zum Frieden einer Gesellschaft insgesamt bei – wenn auch, natürlich, nur langfristig.

Aktiv für eine gewaltfreie Erziehung

Um die gewaltfreie Erziehung zu verbreiten und die Körperstrafe in der Kindererziehung zu bekämpfen, hat Franz Jedlicka eine eigene Kampagne ins Leben gerufen. Als Zeichen dafür hat er die weiße Hand gewählt (die Unterstützer:innen zum Beispiel mit Mehl oder ähnlichem für Fotos in Social Media visualisieren sollen) und nennt daher die Kampagne White Hand: https://www.whitehand.org/.

Auch Unicef hat eine eigene Kampagne gegen Gewalt gegen Kinder unter dem Motto #NiemalsGewalt. Dabei setzt sich die Organisation für eine Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz ein. »Denn wenn Kinderrechte in der Verfassung verankert sind, ist der Staat verpflichtet, den Kinderschutz weiter zu verbessern. So würden Kinderrechte in Gerichts- und Verwaltungsverfahren konsequenter berücksichtigt, und Kinder müssten in Verfahren, die sie betreffen, angehört werden«, schreibt die Organisation auf ihrer Website: https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/gewalt-gegen-kinder-beenden/niemals-gewalt-das-wollen-wir-erreichen.