Klimaschutz in der Kita ist nicht nur sinnvoll, sondern spart auch noch Geld. Außerdem eignet sich das Thema gut, um mit Kindern die Wirkung unserer täglichen Handlungen spielerisch zu erkunden. Ralf Thielebein ist der Geschäftsführer der Umweltschutzorganisation „Save Our Future“ und leitet das Projekt „KLIMAfuchs“ in Hamburg. Er sagt, wie Kitas Flagge für den Klimaschutz zeigen können.
Worum geht es beim KLIMAfuchs?
Das Projekt KLIMAfuchs unterstützt Kitas bei der Umsetzung von Bildungsarbeit zu Energie und Klimaschutz. Gleichzeitig will es aber auch deutlich machen, welchen Beitrag Kindertageseinrichtungen zum Klimaschutz leisten können. Und dieser ist recht vielseitig: Über die Gestaltung der Bildungsarbeit können sie bei Kindern die Basis für ein verantwortungsvolles und ressourcenschonendes Handeln legen. Und über die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen und eine ressourcenschonende Bewirtschaftung ihrer Kita können sie viel für den Klimaschutz tun.
Wie können Kitas das Klima schützen?
Das Interessante ist, dass die Auseinandersetzung mit den Themen recht schnell zu der Feststellung führt, dass alle unsere Handlungen und Entscheidungen letztlich Auswirkungen auf den Ressourcenverbrauch und damit auch auf den Klimaschutz haben. Zum Beispiel spielt die Wahl des Essens eine große Rolle. Ob eine Kita regionale und saisonale Produkte kauft, oder die Lebensmittel über lange Wege transportieren lässt, schlägt sich im Ergebnis bereits auf den Beitrag der Kita zum Klimaschutz nieder. Auch der Umgang mit Verbrauchsmaterialien und das Thema Abfallvermeidung haben Bezüge zum Klimaschutz.
Somit geht es beim KLIMAfuchs auch nicht nur darum Strom zu sparen und den Energiebedarf für das Heizen zu verringern. Natürlich spielt es auch eine Rolle, wie eine Kita mit Energie umgeht. Also etwa auch die Fragen: Wofür verbrauchen wir elektrische Energie? Wie heizen wir? Wie lüften wir?
Gehen Bildungsarbeit und aktiver Klimaschutz in der Kita nicht Hand in Hand?
Ja, das passt aus unserer Erfahrung ganz hervorragend zusammen. Selbst wenn man die eher schwierig anmutenden Themen „Strom“ und „Wärme“ nimmt, zeigt sich, dass sich diese in entsprechend gestalteter Bildungsarbeit gut erkunden lassen. Unser Vorschlag dazu ist, dass sich die pädagogischen Fachkräfte zusammen mit den Kindern auf eine Entdeckungsreise begeben.
Das kann zum Beispiel so aussehen, dass sie mit den Kindern darüber reden, woher sie selbst ihre Energie bekommen. Die Kinder weisen dann gewöhnlich darauf hin, dass sie ihre Energie unter anderem aus dem Essen bekommen. Hieran können die pädagogischen Fachkräfte anknüpfen und fragen: Woher bekommt denn der Apfel, den ich esse, seine Energie? Nach kurzer Zeit landet man bei einem solchen Gespräch dann bei der Sonne, die uns über den Apfel mit Energie versorgt.
Und genauso lassen sich Fragen danach stellen, woher eine Glühbirne oder ein Wasserkocher ihre Energie erhalten. Die Kinder wissen in der Regel, dass der Strom dafür aus der Steckdose kommt. Und auf die Frage, wie denn der Strom in die Steckdose gelangt, gibt es dann oft ein oder zwei Kinder, die auch wissen, dass dieser irgendwo in einer „Stromfabrik“ hergestellt wird.
Im Rahmen des KLIMAfuchs-Projektes stellen wir den Kitas Plakate zur Verfügung, auf denen solch eine Stromfabrik vereinfacht dargestellt ist. Die Kinder entdecken auf diesen Plakaten, dass bei der herkömmlichen Stromherstellung auch die Luft etwas schmutzig wird und sehen auf weiteren Plakaten, dass es mit Wind-, Wasser- und Solaranlagen auch „sauberere“ Alternativen gibt.
Im Anschluss an ein solches Gespräch bietet es sich an, gemeinsam mit den Kindern auf Entdeckungstour durch die Kita zu gehen und zu erkunden, wo der Strom in die Kita kommt und wofür er in der Einrichtung genutzt wird. Das Spannende dabei ist, dass Kinder dann relativ schnell auf Ideen zum Stromsparen kommen, wie zum Beispiel.: „Oh ja, hier können wir das Licht ausmachen, weil genug Helligkeit von draußen reinkommt“.
Wie ist der KLIMAfuchs entstanden?
Der KLIMAfuchs ist die Nachfolge des Modellprojektes „Fifty/Fifty-Junior“, das über einen Zeitraum von drei Jahren in Hamburg durchgeführt wurde. An dem Projekt hatten sich rund 60 Kitas beteiligt. Der Schwerpunkt lag damals vor allem auf der Unterstützung von Energiesparmaßnahmen in den Kitas. Dabei hat sich gezeigt, dass Kitas durch einen bewussteren Umgang mit Strom, Wasser und Wärme erhebliche Einsparungen von im Durchschnitt 600,- Euro pro Kita und Jahr erzielen können.
Beim KLIMAfuchs ergänzen wir das Thema Energieeinsparung um den Aspekt der Bildungsarbeit, weil wir Kitas eben auch als Lernorte für zukünftiges Handeln und Leben sehen. In der entsprechenden Neuauflage haben wir das Projekt im Sommer letzten Jahres noch einmal beworben. Gefördert wird das Projekt aus Klimaschutzmitteln der Stadt Hamburg.
Welche Unterstützung bekommen Kitas durch den KLIMAfuchs genau?
Wir bieten den Kitas eine ganze Reihe von Unterstützungsangeboten. Zunächst gibt es eine umfangreiche Handreichung mit Praxistipps, Hintergrundinformationen und Bildungsmaterialien. Zudem bieten wir einen Energie-Check, der von professionellen Energieberatern der ZEBAU GmbH durchgeführt wird und für die ersten 25 daran interessierten Kitas auch kostenfrei ist. Und es gibt eine ganze Reihe von Fortbildungsangeboten, Vernetzungstreffen und Aktionsangeboten – wir kommen sogar ins Team und auch zu Elternabenden.
Wir wollen die Kitas da abholen, wo sie stehen. Deshalb bekommen sie zu Beginn auch erst einmal einen Fragebogen, in dem sie angeben können, in welchen Bereichen sie bereits auf Umwelt- und Ressourcenschutz achten. So erfahren wir einerseits, welche Rolle die Themen in der Kita spielen, andererseits erhalten die Einrichtungen mit dem Fragebogen bereits erste Anregungen, was sie alles machen können.
Wie viele Kitas aus Hamburg machen denn schon mit?
Momentan sind es rund 40 Kitas, die mitmachen. Das ist schon ganz ordentlich, aber unser Ziel ist es, dass wir in den nächsten zwei Jahren die Zahl der teilnehmenden Kitas noch deutlich erhöhen. Das Projekt steht unter das Motto „Kitas zeigen Flagge für den Klimaschutz“ und dementsprechend wollen wir auch gerne deutlich machen, dass das ein Thema ist, hinter dem die Kitas stehen und das in ganz Hamburg sichtbar wird.
Deshalb kooperieren wir auch mit verschiedenen Organisationen aus Hamburg. Wir planen zum Beispiel mit der Hamburger Stadtreinigung im Herbst auf dem Energieberg Georgswerder einen Aktionstag zum Thema „Wind“ mit einem großen Drachenfest zu veranstalten. Hierzu wollen wir dann auch die Eltern mit ihren Kindern einladen. Die Eltern miteinzubeziehen ist uns wichtig. Deshalb gibt es in dem Projekt auch einen KLIMAfuchs-Flyer, der sich speziell an die Eltern richtet und rund um das Thema und die Ziele des Projektes informiert.
Haben Sie einen Tipp für Erzieher*innen, die nicht aus Hamburg kommen?
Ja, da gibt es einen ganz konkreten Tipp. Denn parallel zum KLIMAfuchs gibt es seit kurzem auch ein bundesweites Projekt: das „Klima-Kita-Netzwerk“. Hier können Kitas auch außerhalb von Hamburg mitmachen und erhalten vielfältige Unterstützungsangebote, etwa in Form von Fortbildung und Beratung.
Daneben gibt es aber auch Wettbewerbe und Aktionswochen. Derzeit läuft beispielsweise ein Wettbewerb zum Thema „Ein Tag ohne Strom“. An diesem können Kitas noch bis zum 16. März 2018 mitmachen. Das bundesweite Projekt wird vom Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutz-Initiative gefördert. Wir unterstützen die Umsetzung des Projektes in Hamburg, Schleswig-Holstein und mit einem Partnerunternehmen auch in Niedersachsen.
Über Ralf Thielebein
Alle Bilder: KLIMAfuchs
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