KiTA-GLOBAL WErkstatt-Treffen 2025 in Chemnitz – Tag 3: Barcamp

Gobales Lernen und BNE: Inner Development Goals in der Kita

Wie helfen die Inner Development Goals in der Kita, Globales Lernen und BNE praktisch umzusetzen? Die Teilnehmenden des Werkstatt-Treffens von KiTA-GLOBAL im August 2025 in Chemnitz haben sich mit den Inner Development Goals in der frühkindlichen Bildung befasst.

Das Werkstatt-Treffen von KiTA-Global fand dieses Jahr in Kooperation mit dem Partnernetzwerk FRÜBI vom 4. bis 6. August in Chemnitz statt. Themenschwerpunkt waren die Inner Development Goals in der Kita – kurz auch IDGs genannt. Drei Tage lang gab es an drei unterschiedlichen Veranstaltungsorten dazu Impulse, Praxisbeispiele und einen Austausch unter Pädagog*innen, Bildungsreferent*innen und Multiplikator*innen.

Was sind die Inner Development Goals?

Die Inner Development Goals (IDGs) sollen Menschen Orientierung dafür geben, welche persönlichen und sozialen Kompetenzen sie erwerben und stärken müssen, wenn sie sich dafür einsetzen möchten, dass die Menschheit die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) erreicht. Oder anders gesagt: Die IDGs sind für all jene hilfreich, die in der frühkindlichen Bildung Globales Lernen und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) umsetzen wollen.

Bei den Inner Development Goals in der Kita geht es nicht nur darum, etwas kognitiv zu verstehen. Wichtig ist vor allem, als Mensch und als Team einen inneren Wandel zu vollziehen und an der eigenen Haltung, den gemeinsamen Beziehungen und der Zusammenarbeit im Kita-Alltag zu arbeiten. Als Orientierung dienen dabei die folgenden fünf Dimensionen:

+ Being (Sein): Selbstwahrnehmung, Präsenz, Integrität, Offenheit, Selbstfürsorge
+ Thinking (Denken): Kritisches Denken, Perspektivwechsel, Komplexitätsbewusstsein, langfristiges Denken
+ Relating (Beziehung): Empathie, Mitgefühl, echte Verbindung, Sinn für Gemeinschaft
+ Collaborating (Zusammenarbeit): Kommunikation, Mitgestaltung, Vertrauen, Inklusion
+ Acting (Handeln): Mut, Kreativität, Zielorientierung, Integrität im Handeln


Tag 1: Sein und Denken (IDG #1 und #2)

Der erste Tag konnte in der Technischen Universität (TU) Chemnitz stattfinden. Das war das Ergebnis einer tollen Kooperation mit dem Studiengang MUT (https://mut-studieren.de). Das Kürzel steht für „Mensch“, „Umwelt“ und „Technik“, denn hier lernen Studierende, wie sich der Einsatz von Technik in Gesellschaft, Wirtschaft und auf die Umwelt auswirken. Was KiTA-Global und das Partnernetzwerk FRÜBI also im frühkindlichen Bereich zu verankern suchen, das vertieft dieser Studiengang in der Erwachsenenbildung.

Nach einem gelungenen Einstieg mit Achtsamkeitsübung und Kennenlernen über sehr inspirierende Portraitzeichnungen, ging es auch schon an den Einstieg ins Thema: Die Inner Development Goals in der Kita. Zunächst gab Karin Wirnsberger – die beim EPiZ Reutlingen den Kita-Bereich und auch die Plattform KiTA-GLOBAL leitet – einen Überblick über die IDGs und ihren Hintergrund (Präsentation herunterladen). Dabei stellte sie auch fest, dass die IDGs für Pädagog*innen der frühkindlichen Bildung in der Regel kein zusätzliches Aufgabenfeld sind. Vielmehr erkennen die meisten schnell: „Diese Punkte sind ohnehin Teil unserer Arbeit“. Doch die Inner Development Goals helfen dabei, dies noch einmal bewusst und strukturiert anzugehen, im Team zu besprechen und gegebenenfalls auch mal die eigenen Methoden und Routinen zu entrümpeln.

Werkstatt-Treffen 2025 in Chemnitz: Zum Einstieg und Kennenlernen zeichneten wir Portraitbilder voneinander.

Sein: Worauf es bei Inner Development Goal #1 ankommt

Beim ersten IDG geht es um das Sein – also die Beziehung zu sich selbst. Es beinhalte folgende fünf Dimensionen:

  • Innerer Kompass: Ein tief empfundenes Gefühl der Verantwortung und des Engagements für Werte und Ziele, die dem Wohl des Ganzen dienen.
  • Integrität und Authentizität: Die Verpflichtung und Fähigkeit, aufrichtig, ehrlich und integer zu handeln.
  • Offenheit und Lernbereitschaft: Eine Grundhaltung der Neugier und die Bereitschaft, verletzlich zu sein, sich auf Veränderungen einzulassen und zu wachsen.
  • Selbsterkenntnis: Fähigkeit, in reflektierendem Kontakt mit den eigenen Gedanken, Gefühlen und Wünschen zu sein; ein realistisches Selbstbild und die Fähigkeit zur Selbstregulierung.
  • Gegenwärtigkeit: Die Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu sein, ohne zu urteilen und in einem Zustand der offenen Präsenz.

Denken: Was das Inner Development Goal #2 beinhaltet

Das zweite IDG handelt vom Denken. Es geht also darum, die eigenen kognitiven Fähigkeiten so zu entwickeln, dass man verschiedene Perspektiven einnehmen, Informationen bewerten und die Welt als ein zusammenhängendes Ganzes begreifen kann. Dies, so das IDG-Gremium, ist eine wesentliche Voraussetzung, um kluge Entscheidungen treffen zu können. Zum Denken gehören die folgenden fünf Dimensionen:

  • Kritisches Denken: Die Fähigkeit, die Gültigkeit von Ansichten, Beweisen und Plänen kritisch zu prüfen.
  • Bewusstsein für Komplexität: Die Fähigkeit, mit komplexen und systemischen Bedingungen und Kausalzusammenhängen umgehen, sie also auch verstehen zu können.
  • Perspektivische Fähigkeiten: Die Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven zu erkennen, zu verstehen und Erkenntnisse daraus zu gewinnen.
  • Sinnstiftung: Die Fähigkeit, Muster zu erkennen, Unbekanntes zu strukturieren und Geschichten bewusst zu gestalten.
  • Langfristige Orientierung und Visionen: Die Fähigkeit, Visionen in einem größeren Kontext formulieren und aufrechterhalten zu können.

Das Denken reinigen: Ein Ritual aus Lateinamerika

Francisca Gallegos vom EPiZ Reutlingen führte an diesem Nachmittag ein eindrucksvolles und sehr passendes Ritual durch, das sie von Indigenen aus Mexiko mitgebracht hatte. Dazu erhielt jede Person ein Kakaobohne. Sie symbolisiert in der mexikanischen Kultur die Verbindung von Denken und Herzen („sentipensar“ = Wissen in Verbindung mit dem Herzen). Alle schälten die Kakaobohne und nahmen die Schalen in die linke und die Kakaobohne in die rechte Hand.

Der Grundgedanke des Rituals ist, dass wir Menschen durch unser Denken die Welt ständig mitgestalten: Ein Mensch hat die Idee für ein Gemälde und malt es. Fortan ist dieses Bild Bestandteil der Welt. Ein anderer Mensch hat die Idee von Plastik im Kopf und erfindet die chemische Herstellung des Materials, mit allen bekannten Folgen. Alle Gedanken, die wir Menschen haben, rufen also etwas in der materiellen Welt hervor und prägen sie. Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir unsere Gedanken „reinigen“ – also destruktive Gedanken loslassen und hilfreiche Gedanken stärken.

Genau dies taten wir, indem wir uns zunächst entspannten, dann all die negativen Gedanken dachten und dabei unsere linke Hand (mit den Schalen) so drehten, als wollten wir das, was wir dachten, wie eine Angelschnur aufwickeln. Nach einer Weile wechselten wir die Seiten. Nun dachten wir all die positiven Gedanken, die wir stattdessen künftig denken wollten. Dabei drehten wir unsere rechte Hand (mit der Kakaobohne). Allerdings so, als würden wir eine Angelschnur abwickeln (also nach Außen, in die Welt gebend). Zu guter Letzt aßen wir die Kakaobohne mit den guten Gedanken und vergruben die Schalen mit den schlechten Gedanken, sodass Mutter Erde sie aufnehmen und transformieren konnte.

Weitere Inspirationen zum Denken und Sein

Weitere Inspirationen zum Denken und Sein kamen von Gundula Büker, ebenfalls vom EPiZ Reutlingen. Sie stellte die drei OSDE-Prinzipien vor. OSDE steht für „Open Spaces for Dialogue and Enquiry“ (https://decolonialfutures.net/wp-content/uploads/2020/05/pdresourcepack.pdf) und eine Initiative, die Methoden und Hilfsmittel für Globales Lernen verbreitet. Hier gibt es drei Prinzipien, die gut zu den Inner Development Goals in der Kita passen:

  1. Jede Person bringt ihr eigenes wertvolles Wissen mit, das in einem jeweils eigenen Kontext entstanden ist.
  2. Alles Wissen ist einseitig und unvollständig.
  3. Alles Wissen kann daher infrage gestellt werden.

Zusätzlich stellte Gundula Büker die sieben Prinzipien der „Critical Hope“ nach Kari Grain (2022) in ihrer eigenen Übersetzung vor. Dabei handelt es sich um einen Ansatz, der auf der „Pädagogik der Hoffnung“ des brasilianischen Pädagogen Paolo Freire basiert:

  1. Hope is necessary, but hope alone is not enough.
    Hoffnung ist notwendig, aber Hoffnung allein reicht nicht aus.
  2. Critical hope is not something you have; it’s something you practice.
    Kritische Hoffnung ist nicht etwas, das wir haben, sondern das wir praktisch ausüben.
  3. Critical hope is messy, uncomfortable, and full of contradictions.
    Kritische Hoffnung ist chaotisch, unbequem und voller Widersprüche.
  4. Critical hope is intimately entangled with the body and the land
    Kritische Hoffnung ist eng mit unseren Körpern und den Umgebungen, in denen wir uns bewegen, verbunden.
  5. Critical hope requires bearing witness to social and historical trauma.
    Kritische Hoffnung legt gesellschaftliche und historische Traumata offen und erkennt sie an.
  6. Critical hope requires interruptions and invitations.
    Kritische Hoffnung braucht Unterbrechungen und Einladungen.
  7. Anger and grief have a seat at the table.
    Wut und Trauer haben einen Platz.

Gruppenarbeit: Visionäres Menschenbild – was ist zu tun?

Zum Abschluss des Nachmittags gab es eine Gruppenübung: Zunächst sammelten wir die Werte, die den Menschen in dieser Runde wichtig waren. Danach sollten sich die Teilnehmenden überlegen, wie ihr ideales Menschenbild aussieht – also jemand, der die IDGs ideal repräsentiert. Da natürlich niemand so ist, war die zweite Frage: Was sollten oder müssten Pädagog*innen in der frühkindlichen Bildung tun, um Menschen zu helfen, so zu werden? Was für einen Lernraum brauchen sie? Worauf arbeiten wir hin? Wie kommt ein Mensch dorthin, wo unsere Vision ist? Entstanden sind dabei die folgenden Info-Poster:


Tag 2: Beziehung und Zusammenarbeit (IDG #3 und #4)

Auch für den zweiten Tag des Werkstatt-Treffen von KiTA-GLOBAL hatten wir eine überaus passende Kooperation: Und zwar fand dieser Tag in der Kita Pampelmuse in Chemnitz statt. Mit der Leiterin Manja Hoffmann haben wir bei KiTA-GLOBAL bereits ein Interview über ihre inspirierende Arbeit gemacht (https://kita-global.de/wie-geht-demokratie-in-der-kita/). Es zeigt sehr eindrücklich, mit welcher Hingabe sie und ihr Team sich für gute Beziehungen und eine gute Zusammenarbeit einsetzen – und zwar nicht nur im Team der Pädagog*innen, sondern auch mit den Eltern und vor allem auch mit den Kindern.

Um die Beziehungen und Zusammenarbeit auf ein gutes, tragfähiges Fundament zu stellen, hat die Kita bereits vor Jahren eine Kita-Verfassung erarbeitet. Die Eltern, die Erzieher*innen und auch die Kinder haben sie gemeinsam erstellt. Heute ist es eine tägliche Aufgabe, die darin verankerten Werte und Rechte in die Praxis umzusetzen. Das gelingt mal besser, mal schlechter. Aber alle in der Kita sind auf dem Weg, immer besser zu verstehen und auch zu leben, wie Gemeinschaft gut gelingt.

Das ist natürlich vor allem eine Aufgabe der Erwachsenen. Die meisten von uns haben in ihrer Kindheit jedoch selbst nicht so richtig gelernt, wie gute Beziehungen und Zusammenarbeit tatsächlich funktionieren. Wie die heutigen Erwachsenen als Kinder selbst anpassen und unterordnen. So haben sie unbewusst Muster übernommen, die besonders dann hervortreten, wenn die Zeit drängt, der Stress groß ist oder sonst eine Situation da ist, die uns Erwachsene überfordert. Und so ist es für Pädagog*innen (und alle anderen Erwachsenen) vermutlich eine lebenslange Aufgabe, diese Muster an sich selbst zu erkennen und Schritt für Schritt zu verändern. Dabei können die Inner Development Goals in der Kita helfen!

KiTA-GLOBAL Werkstatt-Treffen 2025: IDGs in der Kita – Teilnehmenden-Unterlagen und Übersichtskarte zu den IDGs

Beziehung: Was das Inner Development Goal #3 bedeutet

Unter „Beziehung“ versteht das IDG Framework die Fürsorge für andere und die Welt. Dazu gehören die folgenden fünf Aspekte:

  • Wertschätzung: Mit einem grundlegenden Gefühl der Wertschätzung, Dankbarkeit und Freude auf andere und die Welt zugehen.
  • Verbundenheit: Das ausgeprägte Gefühl, mit einem größeren Ganzen verflochten bzw. Teil dessen zu sein. Zum Beispiel einer Gemeinschaft, der Menschheit oder dem globalen Ökosystem etc.
  • Bescheidenheit: Die Fähigkeit in Übereinstimmung mit den Anforderungen einer Situation zu handeln, ohne sich um die eigene Wichtigkeit zu kümmern.
  • Einfühlungsvermögen und Mitgefühl: Die Fähigkeit, anderen, sich selbst und der Natur mit Freundlichkeit, Einfühlungsvermögen und Mitgefühl zu begegnen und das damit verbundene Leiden zu bewältigen.

Zusammenarbeit: Was Inner Development Goal #4 beschreibt

Unter „Zusammenarbeit“ sind alle sozialen Kompetenzen zu verstehen, die nötig sind, um bei einem gemeinsamen Anliegen voranzukommen. Dafür braucht es die folgenden fünf Fähigkeiten:

  • Kommunikative Fähigkeiten: Die Fähigkeit, anderen wirklich zuzuhören, einen echten Dialog zu fördern, die eigene Meinung gekonnt zu vertreten, Konflikte konstruktiv zu lösen und seine Kommunikation an unterschiedliche Gruppen anzupassen.
  • Mitgestaltungsfähigkeiten: Die Fähigkeit und Motivation zum Aufbau, zur Entwicklung und zum Ermöglichen von Kooperationsbeziehungen mit verschiedenen Interessengruppen. Kennzeichen dieser Fähigkeit sind psychologische Sicherheit und echte Co-Kreativität.
  • Integrative Denkweise und interkulturelle Kompetenz: Bereitschaft und Kompetenz, Vielfalt anzunehmen und Menschen sowie Kollektive mit verschiedenen Ansichten und Hintergründen einzubeziehen.
  • Vertrauen: Die Fähigkeit, anderen zu vertrauen und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.
  • Mobilisierungsfähigkeit: Die Fähigkeit, andere zu inspirieren, zu motivieren und für gemeinsame Ziele zu begeistern.

Begrüßungstanz: Inlakesh

Auch für die IDGs „Beziehungen“ und „Zusammenarbeit“ brachte Francisca Gallegos vom EPiZ Reutlingen eine schöne Übung aus Lateinamerika mit: einen Begrüßungstanz der Maya, zu dem die Worte „In Lak’ech, Hala Ken“ und gesungen werden. Sie bedeuten „Ich bin ein anderes Du, so wie Du ein anderes Ich bist“. Diese Worte besagen, dass es in Wahrheit keine Trennungen zwischen uns gibt, auch wenn uns das so vorkommt. „Menschen, Tiere, Pflanzen. Wir sind alle eins mit dem Universum. Und es ist an der Zeit, dass wir beginnen, es zu schützen“, beschreibt es Francisca Gallegos. Der Tanz ist Teil der Universal Peace Dances, die von Samuel Lewis entworfen wurden. Sie sollen Spiritualität und Ökologie, die Natur und den sozialen Wandel durch Bewegung und Mantras mit einander verbinden und Werte wie Nachhaltigkeit und Harmonie auf der Erde fördern. Weitere Infos gibt es unter: https://buen-vivir.de/uber-in-lakesh-buen-vivir

Kommunikationsübung: Ja, aber …

Mit der zweiten Übung sollten die Teilnehmenden erfahren, wie sich unterschiedliche Kommunikationsstile auf die Beziehung und die Zusammenarbeit auswirken. Dazu kamen die Teilnehmenden in Zweiergruppen zusammen und stellten sich voreinander auf. Es gab drei Runden:

  1. Runde: Person A versucht Person B von einer gemeinsamen Sache zu überzeugen, die sie wirklich gerne tun würde (ins Kino gehen, ein Eis essen, ans Meer fahren etc.). Person B sagt jedoch kategorisch „Nein“ zu allen Vorschlägen, Argumenten oder Ideen von Person A.
  2. Runde: Person B versucht nun Person A von einem gemeinsamen Vorhaben zu überzeugen. Person B antwortet immer mit „Ja, aber …“ und fügt ein Gegenargument, eine Einschränkung, einen Einwand etc. hinzu.
  3. Runde: Person A versucht nun wieder Person B von einem gemeinsamen Anliegen zu überzeugen. Person B sagt nun immer „Ja, und …“ und ergänzt das Gesagte um eigene Ideen, Wünsche und Vorstellungen.

Im Anschluss an die drei Runden gab es einen Austausch in der gesamten Gruppe. Diese Übung wurde von Karin Wirnsberger angeleitet.

Gruppenübung: Die idealen Lernräume

Am späteren Nachmittag ging es nach einem weiteren Input von Francisca Gallegos über „Buen Vivir“, die Haltung der Indigenen Lateinamerikas, zu einer weiteren Gruppenübung. Die Leitung für diese Übung übernahmen Gundula Büker und Karin Wirnsberger. Die Teilnehmenden kamen in drei Gruppen zusammen, um der Frage nachzugehen: Wie schaffen wir einen offenen und sicheren Raum, in dem das Lernen als sinnvoll angesehen wird und Beziehungen und Zusammenarbeit gestärkt werden?

Das Ergebnis ist auf den folgenden drei Flipchart-Postern festgehalten:

Achtsamkeitspraktiken und IDGs

„Wie wäre es, wenn wir mitgestalten könnten, wie bunt, liebevoll und wahrhaftig unser Leben sein soll?“ Eine tolle Frage. Und eine Frage, die nachdenklich stimmt. Tina Zimmermann – selbstständige Logopädin und Bildungsreferentin für BNE sowie Masterstudentin BNE Kindheitspädagogik (ASH Berlin) – stellte sie uns, nachdem sie uns durch eine Obst-Meditation geführt hatte (die so ähnlich funktioniert wie die bekannte Rosinen-Mediation).

Sie hatte in ihrer Masterarbeit ein achtwöchiges Training für Erzieher*innen im frühkindlichen Bildungsbereich namens GAMMA PROGRAMM von Dr. Nils Altner untersucht, das die professionelle Selbstfürsorge durch Achtsamkeistsübungen in der Kita stärken soll. Tina Zimmermann wollte in ihrer Abschlussarbeit wissen, ob diese dazu beiträgt, dass sich diese in ihrer Persönlichkeitsentwicklung den Inner Development Goals nähern. Die Ergebnisse waren sehr interessant und zeigten eine positive Verbindung zwischen Achtsamkeitsübungen und dem Erreichen der IDGs.

Im Garten der Ideen

Das Abendessen nahmen die Teilnehmenden im Chemnitzer Ideengarten ein. Eine kleine Ideen-Wanderung führte sie in kleinen Grüppchen dorthin. Dort angelangt, konnten sie erst einmal den kreativen Gemeinschaftsgarten erkunden, in dem auch BNE-Seminare für Kinder und Erwachsene stattfinden. Anschließend sich alle um ein Lagerfeuer, genossen das Catering und ließen den Tag ausklingen.


Tag 3: Handeln (IDG #5)

Der dritte und letzte Tag des Werkstatt-Treffens von KiTA-GLOBAL fand im „OpenSpace“ statt – einem Co-Working-Space unweit des Hauptbahnhofs. Das passte wunderbar, denn an diesem Vormittag stand vor allem ein Barcamp auf dem Programm. Dabei handelt es sich um eine offene Veranstaltung, deren Programm von allen Teilnehmenden gemeinsam geplant und durchgeführt wird. Das passte hervorragend zum fünften IDG „Handeln“.


Handeln: Was das Inner Development Goal #5 beschreibt

Die ersten vier Inner Development Goals in der Kita sind bereits wichtig. Doch nur durch das Handeln können wir den Wandel auch tatsächlich voranbringen. Das IDG #5 wird von den folgenden fünf Aspekten unterstützt:

  1. Mut: Die Fähigkeit für Werte einzutreten, Entscheidungen zu treffen, entschlossen zu handeln und – wenn nötig – bestehende Strukturen und Ansichten infrage zu stellen.
  2. Kreativität: Die Fähigkeit, originelle Ideen zu entwickeln, innovativ zu sein und bereit, konventionelle Muster zu durchbrechen.
  3. Optimismus: Die Fähigkeit, ein Gefühl der Hoffnung, eine positive Einstellung und Zuversicht an die Möglichkeiten eines sinnhaften Wandels.
  4. Beharrlichkeit: Die Fähigkeit, das Engagement aufrechtzuerhalten und entschlossen und geduldig zu bleiben, auch wenn die Bemühungen lange Zeit brauchen, um Früchte zu tragen.

Ein Barcamp für den Wandel

Nachdem wir unter Anleitung von Francisca Gallegos Gebetsfahnen mit guten Wünschen bemalt hatten, die als Geschenk für eine besondere Kita gedacht sind, moderierte Lena Grüber vom Partnernetzwerk FRÜBI an diesem Vormittag das Barcamp: Sie hatte im Open Space vier verschiedene Orte eingerichtet, an denen sich Kleingruppen zusammensetzen konnten. In zwei Slots sammelten die Teilnehmenden zunächst insgesamt acht Themen, die sie in den folgenden Stunden besprechen und dokumentieren wollten. Die Gruppen fanden sich spontan und je nach Wunsch zusammen. Der Austausch war in je 45 Minuten überaus fruchtbar und gewinnbringend. Die Ergebnisse wurden mit Hilfe von vorbereiteten Formularen dokumentiert.

Fazit: Inner Development Goals in der Kita

Mit 24 Teilnehmenden war das Werkstatt-Treffen zu den Inner Development Goals in der Kita dieses Jahr gut besucht. Die Kooperation mit dem Partnernetzwerk FRÜBI – und hier insbesondere mit Lena Grüber – hat sich als äußerst sinnvoll und gewinnbringend für beide Seiten erwiesen. Besonders bewegt hat die Teilnehmenden der Praxiseindruck in der Kita Pampelmuse. An jeder Ecke der Einrichtung und auch an Manja Hoffmanns mitreißendem Vortrag war zu spüren, wie ernst sie und ihr Team ihre Aufgabe und ihr Anliegen nehmen, ihre Kita zu einer echten Gemeinschaft zu machen. Die Resonanz unter den Teilnehmenden war ebenso berührend. Allen schien die Bedeutung des inneren Wandels – und damit der IDGs – für den äußeren Wandel überaus bewusst zu sein. Allen war klar, dass wir nur mit einem „Whole Institution Approach“ Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung im Kita-Alltag sinnvoll verankern können.

So viel Bewusstsein, Wille und Mut an einem Ort stimmte alle hoffnungsvoll und froh. Sich in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten gut aufgehoben und inspiriert zu fühlen, hat alle für den Alltag in ihrer jeweiligen Kita gestärkt. Denn der ist natürlich immer wieder auch geprägt von Schwierigkeiten, Stress und Konflikten. Für drei Tage zusammenzukommen, um sich gemeinsam über die Bedeutung und Möglichkeiten der Inner Development Goals in der Kita bewusst zu werden und sich darüber auszutauschen, war daher eine wunderbare Chance, Globales Lernen und BNE in der Kita voranzubringen.