Wie kostbar ist Wasser? Ein Praxisprojekt aus der Kita

Die Sonne lacht vom blauen Himmel. Ein tolles Wetter! Doch in vielen Regionen der Welt und auch in Deutschland bedeutet ein weiterer Sonnentag Wasserknappheit. Wie kostbar ist also Wasser? Der Katholischer Kindergarten Sankt Marienstift hat sich diese Frage gestellt und sie als Anlass für eine Entdeckungsreise mit den Kindern gemacht.

Wie kostbar ist das Wasser? Hierzulande stellen wir uns diese Frage wohl nur selten. Höchsten mal im Sommer, wenn die Temperatur hoch und der Durst groß ist. Dennoch: lieber als Wasser trinken Kinder doch in Saft oder Kakao. Aber da ist ja schließlich auch Wasser drin? Und wie ist das eigentlich mit dem Essen – also der Wurst, dem Brot und dem Obst? Gibt es das ohne Wasser?

Die Weltenbummler des Kindergartens St. Marienstift haben sich auf die Suche nach dem Wasser in der Welt gemacht und dabei ganz wunderbare Ideen umgesetzt. Erstaunt stellten sie zum Beispiel fest, dass ohne Wasser der Teller leer bleibt. Auch fanden die Kinder heraus, wie oft sie im Laufe des Tages Wasser eigentlich benutzen. Glücklicherweise brauchen wir hier in Deutschland ja nur den Wasserhahn aufzudrehen und da kommt das Wasser scheinbar heraus.

Doch das ist nicht überall so … Deshalb haben sich die Weltenbummler auf „Reisen“ begeben. In ihrer Phantasie sind sie zu Robert gefahren, der in einem ugandischen Dorf ohne Wasserhähne, Duschen und Abwassersysteme lebt. Und sie haben ihn in seinem Alltag und auf der Suche nach Wasser begleitet. Hier ihr Reisebericht:

Tag 1: Die Wasserstelle

Robert macht sich mit seinen Freunden Bbira und Mirembe auf den Weg zur Wasserstelle, um Wasser zu holen. Wir erfahren, was eine jerrycan (Kanister) ist und wie man ihn in Afrika trägt. Das wollen wir unbedingt auch ausprobieren.

Außerdem lernen wir die Tiere an der Wasserstelle kennen und halten dies im Bild künstlerisch fest.

Tag 2: Bilder im Sand

Robert und die anderen Kinder des Dorfes gehen in die Schule. Doch die Schule in anderen Ländern sieht ganz anderes aus. Das überrascht uns. Warum die Kinder im Sand malen, wissen wir dennoch sofort. Und natürlich probieren wir es auch gleich einmal aus, zumal wir heute auch nahezu afrikanische Temperaturen in Freien haben ????

Tag 3: Wasser kann man nicht jagen

Jaja will Wasser suchen gehen und ein starker Krieger möchte sie begleiten. Doch was braucht man eigentlich, um Wasser zu finden: Kraft oder Verstand? Wir Weltenbummler sind uns da sofort einig, denn wie sagte Jaja: „Wasser kann man nicht jagen.“ Überrascht stellen wir fest, dass auch bei uns auf der Wiese das Gras gelb geworden ist und sich hart und trocken anfühlt. Scheinbar brauchen auch wir dringend Wasser für unsere Pflanzen….

Tag 4: Posho and Beans

Robert isst jeden Tag „Posho and Beans“. Da haben wir uns natürlich gefragt: Was ist das und wie schmeckt es? Da unsere Erzieherin das Gericht kennt, steht dem Kochen nichts mehr im Weg. Die Vorschulkinder übernehmen die Zubereitung. Das Wetter spielt mit und ist auch ganz heiß und trocken. Wir machen uns also im Freien ans Werk und schnippeln, was das Zeug hält. Kochen ist nicht nur in der Küche möglich.

Wir essen draußen, wie immer bei solch einem Sonnenwetter. Aber dann wollen wir es genau wissen und gehen mit unseren Tellern auf die Wiese. Essen mit den Fingern ist dieses eine Mal erwünscht. Wer will kann aber natürlich auch einen Löffel benutzen. Und dann schmeckt es allen. Zum Nachtisch gibt es dann noch etwas besonders Leckeres. Die Kinder in Afrika kennen es auch und der Name passt zum Thema: Wassermelone!

Tag 5: Hakuna mungu kama wewe

Was macht Robert, wenn er mit seiner Großmutter gemeinsam den weiten Weg geht, um Wasser zu finden? Sicher erzählen sie nicht nur die Geschichte der Wassersuche. Allerdings haben sie auch kein Handy, kein Radio und wahrscheinlich auch kein Instrument dabei. Deshalb denken wir Weltenbummler: die beiden singen vielleicht Lieder. Deshalb versuchen wir uns an diesem Tag auch an einem afrikanischen Lied.

Tag 6: Wasser tragen und verwenden

Robert holt zweimal am Tag Wasser: zum Kochen, Waschen, Kleider waschen, Trinken, Zähne putzen. Da überlegt man es sich sicherlich ganz genau, wofür und wie viel Wasser man verwendet. Das wollen wir auch mal machen. Das folgende Wochenende wollen wir ganz genau aufpassen, wie oft wir Wasser verwenden. Dazu bekommt jeder von uns seine eigene Wasser-Check-Karte. Wir sind schon gespannt auf Montag.

Außerdem haben wir am sechsten Tag endlich auch einen jerrycan hergestellt. Wir stellen fest, dass das Tragen doch ganz leicht ist – sogar auf dem Kopf. Allerdings ist da auch noch kein Wasser drin. Als unsere Erzieherin das dann einfüllt, wollen wir es natürlich nochmal versuchen und sind überrascht. Sooooo schwer hatten wir uns das nicht vorgestellt!!! Da sind wir aber ganz schön froh, dass wir Wasserhähne haben.

Tag 7: Der Wasser-Check

Robert und Jaja haben immer nur ganz wenig Wasser für ein paar Tage. Aber wie sieht das bei uns aus? Das Wochenende ist vorüber und einige Kinder haben zum Glück daran gedacht, ihren Wasser-Check wieder mitzubringen. Erstaunt sehen alle, wie viel Wasser wir an einem einzigen Wochenende genutzt haben! Beim Waschen, Zähne putzen, Trinken, Duschen und Toilette spülen kommt ganz schön was zusammen.

Und unsere Eltern brauchen noch mehr. Sie kochen, putzen und waschen Wäsche…. Ohne Wasser wäre das alles nicht möglich. Das macht uns nachdenklich. Vor allem wenn wir daran denken, wie voll wir unsere Becher beim Zähne putzen machen oder wie lange wir manchmal duschen …

Tag 8: Ich bin anders als du!

Jaja erzählt Robert, wie sie als Kind auf einem Zebra reiten wollte. Das begeistert uns! Schon die Vorstellung auf einem Zebra zu sitzen und im Galopp dahin zu jagen ist einfach toll! Wir haben uns ein Bild angeschaut, auf dem ganz viele Zebras sind und wir sind überzeugt: Die sehen alle gleich aus! Aber dann meint einer von uns, dass das nicht stimmt. Also schauen wir genau hin und tatsächlich! Die Zebras sind nicht gleich! Ok, alle sind schwarz-weiß gestreift, haben zwei lange Ohren und vier Beine. Aber dennoch sind sie verschieden. Da fällt es uns leicht mit schwarzen Streifen Zebrafell aufs Blatt zu kleben. Es soll ja keines dem anderen gleichen.

Und wir stellen fest: Bei uns ist es genauso. Wir sind alle verschieden. Manchmal sieht man es sofort, weil einer helle und der andere braune Haare hat oder an der Hautfarbe. Wir finden das toll! Wir sind alle verschieden und den einen mag man mehr als den anderen. Dabei kommt es aber nicht auf die Haut- oder Haarfarbe an, sondern ob wir uns gut verstehen oder nicht. Da fällt uns das schöne Lied von Robert Metcalf „Ich bin anders als du“ ein und wir singen es natürlich gleich.

Tag 9: Kleinen Dinge, große Überraschungen

Jaja erzählt, wie sie sich ein Wettrennen mit einer Maus lieferte. Kleine Dinge gibt es bei uns auf der Wiese auch. Da finden wir eine ganze Menge. Vor allem Schnecken und Feuerwanzen ziehen uns magisch an. Die sammeln wir mit Begeisterung, bestaunen ihre Farbenpracht und lassen sie Rennen laufen – wobei „laufen“ bei den Schnecken etwas übertrieben ist. Diese kleinen Dinge sind toll!

Tag 10: Brause kribbelt und macht fröhlich

Robert hat riesigen Durst und Angst, dass sie kein Wasser finden. Bei uns kommt das Wasser einfach aus dem Wasserhahn oder wir können einfach eine Flasche im Supermarkt kaufen. Bei uns ist Wasser immer da. Am liebsten aber trinken wir Brause. Doch wie ist das in Afrika? Über einen Spiele-Flohmarkt haben wir vor einigen Tagen genug Geld zusammen bekommen, um für die Kinder der Häuser von Hoffnung-Spenden e.V. Brause zu kaufen. Wir haben tolle Fotos bekommen und erkennen die Brause sofort: Die gibt es auch bei uns!

Tag 11: Der Rüssel der Elefanten

Jaja erzählt von den nach Wasser grabenden Elefanten. Elefanten haben langen Rüssel, das weiß jeder von uns. Mit dem spritzen sie Wasser und pflücken Blätter von den Bäumen. Dass sie aber auch mit diesem graben ist uns neu und wir lauschen gespannt, wie Jaja davon berichtet.

Tag 12: Lasst uns wie Bäume sein

Robert lernt den Zusammenhang von Bäumen und Grundwasser kennen. „Was seht ihr auf diesem Bild?“ Unsere Erzieherin macht‘s mal wieder spannend. Wir sehen Sand, jede Menge trockenes Gras, Bäume und blauen Himmel. „Welche Farben haben die Dinge, die ihr seht?“ Also der Himmel ist blau, das Gras und der Sand sind gelb oder braun und die Bäume sind grün. Grün? Dann muss da doch tatsächlich Wasser sein! Bäume sind doch nur grün, wenn sie Wasser haben!

Und richtig, die Bäume haben ganz lange Wurzeln, die tief in die Erde bis zum Grundwasser reichen. Jaja erklärt auch Robert, was das Grundwasser ist und so wissen auch wir gleich Bescheid. Grundwasser ist ein Schatz, tief verborgen in der Erde und die Bäume zeigen, wo dieser Schatz zu finden ist. Die Bäume helfen den Menschen und Tieren, indem sie Wegweiser sind.

Gibt es auch Menschen, die Wegweiser zu etwas ganz Wichtigem sind? Können auch wir Wegweiser sein? Wir werden es auf jeden Fall versuchen!

Tag 13: Teilen

„Und dann wurde geteilt! Sogar die Löwen tranken davon“, liest unsere Erzieherin vor. Robert und Jaja haben einen Schatz gefunden und teilen ihn nun. Normalerweise wollen die Entdecker in Geschichten den Schatz ja immer für sich behalten – Piraten, Räuber. Meistens wollen sie ihn nicht teilen – haben aber auch keine rechte Freude daran. Eigentlich haben sie nur Angst ihn wieder zu verlieren, wenn andere davon etwas abhaben wollen. Dabei heißt doch so schön: Geteilte Freude ist doppelte Freude.

Wir Kinder können und wollen teilen. Das fällt uns manchmal zwar nicht leicht. Wenn wir dann aber sehen, wie froh wir andere machen, freuen wir uns auch und sind stolz. Deshalb beschließen wir, das restliche Spielzeug von unserem Flohmarkttisch, das sich nicht verkauft hat, nach Uganda zu schicken. Manch einem Kind ist es schon ein wenig schwer gefallen sich von der einen oder anderen Sache zu trennen. Aber keiner fragt, ob er seins wiederhaben kann. Denn wir sind auch ganz stolz und fröhlich, wenn wir die Bilder sehen, auf denen die Kinder in Uganda freudestrahlend unser Spielzeug in den Händen halten.

Über den Katholischen Kindergarten Sankt Marienstift

In dieser Kindertagesstätte arbeiten pädagogische Fachkräfte mit entsprechender fachlicher und persönlicher Qualifikation. Dazu gehören drei Erzieherinnen mit staatl. Anerkennung und eine Heilerzieherin. Außerdem gibt es noch eine Köchin. Alle Mitarbeiter vertreten die christliche Tradition und deren Werte. Sie betreuen gemeinsam bis zu 38 Kinder zwischen 2 und 6 Jahren nach einem offenen Konzept aus der Stadt Wolgast und Umgebung. Die Leitung hat Theresia Asmussen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Umsetzung der Ideen und freuen uns, wenn Sie Ihre Erfahrungen, Tipps und Erkenntnisse über einen Kommentar unter diesem Beitrag posten.

Bildquelle: Das Aufmacherbild stammt von Wikimedia und steht unter Creative Commons. Die restlichen Bilder stammen vom Katholischen Kindergarten Sankt Marienstift. Wir sagen: Vielen Dank!