Mobilität in der Kita

Mobilität in der Kita ist ein tolles Bildungsthema für Erzieher*innen: Es ist praxisnah und kann Kindern komplexe Zusammenhänge in Alltagssituationen begreifbar machen. Es ermöglicht Erfahrungen auf verschiedenen Sinnesebenen und erlaubt individuelles Handeln. Die neue Bildungsbox vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) liefert dazu Infos, Ideen und Tipps.

Unser Mobilitätsverhalten verursacht 18 % der deutschen CO2-Gesamtemissionen – und sinkt dabei auch noch am langsamsten: Von 1990 bis 2014 reduzierte sich der CO2-Ausstoß hier nur um 2 %, während er insgesamt um 28 % zurückging. Darüber hinaus macht unser Verkehr Lärm, verbraucht kostbare Ressourcen, versiegelt viele Flächen und schadet der Gesundheit – vor allem der unserer Kinder.

Warum Mobilität in der Kita wichtig ist

Unser Verkehr schadet unseren Kindern aber nicht nur, weil diese die Abgase einatmen. Wenn Kinder vorwiegend mit dem Auto unterwegs sind und nicht mehr auf der Straße spielen dürfen, so schränkt sie das stark in ihrem Bewegungsdrang ein (vor allem, wenn sich die Eltern keine kostspieligen Sportvereine leisten können). Dann leiden auch ihre motorischen Fähigkeiten.

Der VDC führt zum Beispiel auf, das über die Hälfte der Kinder im Kita- und Grundschulalter Koordinationsprobleme beim Laufen, Springen und Schwimmen haben soll. Die Fitness von Kindern soll in den letzten 15 Jahren um über 20 % zurückgegangen sein. Und zu alle dem prägt die Kinder das Verkehrsverhalten ihrer Eltern bis ins Erwachsenenleben hinein: Auch später werden sie immer zuerst das Auto nutzen – und einfach nicht auf die Idee kommen, dass auch andere Fortbewegungsmittel möglich sind.

Grafik aus dem Handout: Es hat viele Vorteile zu Fuß zu gehen: Zum Beispiel erleben die Kinder unterwegs viel mehr, als hinter dem Autofenster.

Deshalb ist es wichtig und auch spannend, bereits in der Kita mit dem Thema „Mobilität“ zu beginnen. Wie das möglicherweise aussehen kann zeigt das neue Materialpaket des VDC: Neben einem Reader für Erzieher*innen mit Hintergrundinformationen zum Thema „Mobilität in der Kita“ liefert es Tipps für Spiele und Exkursionen im Kita-Alltag. Zwei Beispiele aus den Materialkoffern sind:

Idee: Die Klimawolke

In der Kita wird eine große weiße Wolke aufgehängt. Die Kinder beschreiben, wie sie morgens zur Kita kommen. Anhand der vereinfachten CO2-Tabelle zeigen die Erzieher*innen den Kindern, dass die unterschiedlichen Verkehrsmittel unterschiedliche Emissionen haben. Wenn die Kinder mit dem Auto, dem Bus oder der Bahn kommen, kleben sie zwei oder einen schwarzen Punkt auf die Wolke. Wer zu Fuß oder mit dem Rad kommt, kann einen schwarzen Punkt wieder abnehmen oder mit einem weißen Punkt überkleben.

Wichtig ist zu verdeutlichen, dass die Klimawolke eine Vereinfachung ist. Sie soll einen Anreiz geben, sich klimafreundlich zu bewegen. Ziel ist es, die Wolke möglichst hell und freundlich zu halten. Wenn die Wolke zu schwarz wird, kann die Gruppe überlegen, ob sie durch einen »Wandertag« oder eine andere Maßnahme CO2 einsparen kann. Außerdem dürfen Kinder, die einen weiten Weg haben (und nicht eigenständig zum Kindergarten kommen), nicht als Klimasünder ausgegrenzt werden. Stattdessen kann mit den Kinder besprochen werden, warum umweltverträgliche Alternativen manchmal nicht in Frage kommen.

Tipp: Rußkleben

Um den Rußausstoß von Autos sichtbar zu machen (dazu gehört nicht nur Dieselruß, sondern auch Feinstaub wie Reifen- und Bremsabrieb), können die Kinder bei einem Ausflug Proben mithilfe von Klebestreifen nehmen. Um unterschiedliche Rußbelastungen in der Luft oder den abgelagerten Ruß auf Oberflächen zu untersuchen, bietet es sich an, unterschiedlich stark befahrene Straßen und deren Umfeld aufzusuchen, etwa eine mehrspurige Kreuzung in der Innenstadt, die zentrale Omnibushaltestelle, ein größerer Taxistand, Parkplätze vor der Kita oder ähnliches.

Zur Probennahme werden ca. 4 cm lange Klebestreifen auf unterschiedliche – möglichst glatte – Oberflächen geklebt und wieder abgezogen. Dafür bieten sich Straßenlaternen, Treppengeländer, Metallzäune, Fahrradständer, aber auch die Blätter von Pflanzen am jeweiligen Standort an. Die Klebestreifen können die Kinder dann auf weißes Papier kleben und nach dem Fundort beschriften. Vor dem weißen Hintergrund wird die Rußbelastung nun sichtbar.

Wichtig: Die Eltern mit einbeziehen!

Ganz wichtig: Nicht nur der VDC betont ganz richtig, wie wichtig es ist, die Eltern frühzeitig mit einzubeziehen. Denn wenn die Kinder überraschend aus der Kita kommen und in Zukunft nur noch laufen oder radeln wollen – dies aber mit der Entfernung zum Wohnort oder dem Zeitplan der Eltern nicht zu machen ist, kann die Arbeit mit den Kindern kontraproduktiv werden.

Deshalb empfiehlt der VDC vorab einen Elternabend zu dem Thema zu machen. Hierfür enthält das Material-Paket eine Präsentation, die zeigt, warum das Thema relevant ist, einen Ablaufplan für den Abend und einen Feedbackbogen.

Unser Fazit

Das Thema „Mobilität“ gehört nicht zu den Kernthemen des Globalen Lernens. Dennoch haben wir uns dazu entschlossen, das Materialpaket hier zu besprechen, da es insgesamt für die Kita ein wichtiges Thema ist, das zeigt, wie Bildung für Nachhaltige Entwicklung aussehen kann. Das Paket überzeugt durch die umfangreichen Materialien: Von der Planung – mit Material- und Checklisten – bis zu Umsetzung.

Schade fanden wir, dass die in dem Handout skizzierten Spiele, Exkursionen und Aktivitäten zwar mit Mobilität und dem Verhalten der Kinder im Verkehr zu tun haben. Bis auf die zwei oben genannten Ideen fokussierten sich die meisten Tipps aber nicht sehr auf eine kritische Auseinandersetzung mit unserer Mobilität in Bezug auf den Umwelt- und Klimaschutz. Hier würden wir uns eine noch klarere Ausrichtung wünschen.

Bildungspaket »Nachhaltig mobil im Kindergarten«

Nachhaltige Mobilitätsbildung für den Kindergarten ist ein spannendes Bildungsthema mit vielen Facetten und Anknüpfungspunkten wie zur Bildung für nachhaltige Entwicklung, Gesundheit und Verkehrssicherheit. Dieses Bildungspaket stellt nach einem kurzen Einstieg ins Thema altersgerechte Aktions-, Spiel- und Unterrichtsideen vor und bietet damit zahlreiche Anregungen für die eigene pädagogische Arbeit im Kindergarten. 

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