Interview: Birgit Huesing-Hackfort

Interview: Globales Lernen in Zeiten von Corona

Es ist Zeit für Veränderungen! Pädagog*innen finden bei der Politik offene Türen vor, um in ihren Kitas Projekte für Globales Lernen zu verwirklichen. Ein Gespräch mit der Kita-Leiterin Birgit Hüsing-Hackfort.

Die Coronakrise hat uns alle aus unserem gewohnten Trott geworfen. Nun kehrt die Arbeit in Kitas langsam wieder zum Normalbetrieb zurück. Aber wollen wir das? Die Pädagog*innen der Kita „Zum Regenbogenland“ haben vor, während und nach dem Corona-Shutdown so einiges bewegt. Hier haben während der Corona-Krise neun Mitarbeiter*innen an über 135 Online-Fortbildungen mit 500 Weiterbildungsstunden teilgenommen! Das sind im Durchschnitt 15 Fortbildungsangebote pro Mitarbeiter*in. Wir haben mit der Kita-Leiterin Birgit Hüsing-Hackfort gesprochen.

Hat die Krise Ihren Blick auf das Thema Globales Lernen, Umgang mit Ressourcen und globale Gerechtigkeit verändert?

Die Entschleunigung während der Krise, die eingeschränkten Möglichkeiten im Konsumverhalten und die reduzierten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung hatten durchaus auch positive Effekte für uns. Zurück zur Natur, weniger Konsum, Besinnung auf das Wesentliche haben uns gut getan. Wir haben deutlich wahrgenommen, dass der eingeschränkte Auto- Flugzeug- und Reiseverkehr der Umwelt gut getan hat.

Das zeigte sich auch bei unserem Fazit nach den Online-Fortbildungen. Diese Möglichkeit ist aus unserer Sicht durchaus zukunftsfähig: Es entstehen keine Fahrtkosten, keine Fahrzeiten und die meisten Kurse konnten wir individuell terminieren.

Dennoch waren wir während des Shutdowns auch in der Kita aktiv. Wir hatten rund sieben bis neun Kinder. Und wir erhielten während der Corona-Krise die Ernennung zur KlimaKita.NRW. Dazu haben an der Aktion „Energiesammler“ der Schule Natur teilgenommen. Somit waren die Themen „Globales Lernen“, „Umgang mit Ressourcen“ und „Globale Gerechtigkeit“ bei uns automatisch Thema in der Krise.

Über Birgit Hüsing-Hackfort

Birgit Hüsing-Hackfort leitet seit 26 Jahren das zweigruppige DRK-Familienzentrum „Zum Regenbogenland“ in Gronau. Zu ihrem Aufgabenbereich als freigestellte Leitungskraft gehören alle organisatorischen und verwaltungstechnischen Aufgaben des Familienzentrums sowie die pädagogische Gesamtverantwortung.

Ihre Kita ist zertifzierte FaireKITA: Was bedeutet das und wie kam es dazu?

2014 wurde unsere Stadt Gronau zur Fairtrade Town zertifiziert. Ich habe als Gast an der Feierlichkeit im Rathaus teilgenommen und war begeistert vom Fairtrade-Konzept. Meine erste Frage war: „Gibt es so etwa auch für Kindergärten?“ Als Antwort erhielt ich den Hinweis auf FaireKITA NRW. Ein halbes Jahr später haben wir als erste Kita im Münsterland und in Gronau das Zertifikat der FairenKITA NRW erhalten.

Dies ist für mich bis heute das wichtigste Zertifikat. Dabei haben wir etliche Auszeichnungen – etwa Literaturkita, Haus der kleine Forscher, Buchkindergarten und einiges mehr. Das ist uns sehr wichtig, denn wir finden: Kinder sind die besten Botschafter. Und Globales Lernen in der Kita halte ich für eine sehr wichtige Aufgabe in der Elementarpädagogik.

Ihre Kita ist sehr aktiv und fällt immer wieder durch tolle Projekte auf: Was war das Projekt der letzten Zeit, dass Ihnen am meisten Freude bereitet hat?

Wie schon gesagt, erhielten wir im Juni 2020 die Ernennung zur KlimaKita.NRW jetzt [https://www.energy4climate.nrw]. Der Weg von der FairenKITA NRW zur KlimaKita.NRW ist nur ein kleiner Schritt. In beiden Projekten haben wir Umwelt-, Natur- und Klimaaktivitäten mit den Kindern durchgeführt. Das macht einfach richtig viel Spaß, da sie so sinnvoll sind. Aktivitäten gegen die Vermüllung der Weltmeere mit dem Bilderbuch „Plastian, der kleine Fisch“ oder dem Umwelttheater „Motte will Meer“ begeistern die Kinder. Auch die Eltern honorieren die Arbeit in der Kita zu diesen Themen.

Wieso ist Globales Lernen aus Ihrer Sicht in der Kita wichtig?

Die Kindergartenkinder sind die Bürger von Morgen und die besten Botschafter. Kinder sind durchaus in der Lage einen Blick über den Tellerrand zu werfen und am globalen Lernen in der Kita teilzunehmen. Themen wie Klima-, Umwelt- und Naturschutz, soziale Gerechtigkeit und Kinderarmut sind Themen, die pädagogisch gut vorbereitet und durchgeführt sehr schöne Themen auch in der Kita-Arbeit sein können. Denn aus den Projekten geht für die Kinder deutlich hervor, was sie tun können, um die Welt besser zu machen.

Welche Tipps haben Sie für Ihre Kolleg*innen, die vielleicht noch einen Einstieg ins Globale Lernen suchen?

Das Globale Lernen in der Kita ist politisch gewollt und es stehen den Kitas und somit den Kolleg*innen viele Angebote zur Verfügung. Die Projektstelle FaireKITA NRW unterstützt und berät Kitas, die sich auf den Weg machen möchten.

Weiterhin besteht die Möglichkeit über Engagement Global die Fördermittel für die Kita zu beantragen, um außergewöhnliche Projekte durchführen zu können.

Um einen guten Einblick in das Gobale Lernen in der Kita zu bekommen habe ich zwei Filmtipps aus Gronau:

Haben Sie einen tollen Buch- oder Website-Tipp für uns?

Ich empfehle das Kinderbuch „Die Faire Kita – nachhaltige Projekte die Kinder begeistern“ von Jasmin Geißler.

Vielen Dank für das Gespräch!