Die Organisation FaireKITA NRW bietet seit letztem Jahr ein spannendes Partnerschaftsprojekt, das Globales Lernen in der Kita ganz praktisch und konkret macht: Hier gibt es Kitapartnerschaften mit Namibia – zunächst, um unter dem Motto „Kita-Garten“ Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken. Was das Ziel des Projekts ist und wie das Ganze funktioniert – darüber sprachen wir mit Claudia Pempelforth, die die deutsche Projektseite leitet.
Worum geht es bei den Kitapartnerschaften mit Namibia?
Claudia Pempelforth: Unser Projekt „Eine nachhaltige Partnerschaft mit Namibia“ ist ein Angebot des Projektstelle FaireKITA NRW, gefördert von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW. Unser zentrales Anliegen ist der Faire Handel, aber wir bieten immer wieder auch Themen an, die darüber hinausgehen und in den Bereich „Globalen Lernen“ hineinwirken. Mit unserem neuen Projekt haben wir die Möglichkeit, Globales Lernen ganz praktisch in die Kitas zu tragen.
Denn es geht darum, dass Kitas aus Nordrhein-Westphalen und Kitas aus Namibia Kontakt zueinander aufnehmen. Dabei bieten wir ein ganz konkretes Thema an: „Mein Garten“. Das Thema „Garten“ haben bereits sehr viele Kitas hierzulande aufgegriffen, ebenso wie viele Kitas in Namibia. Dadurch können die Kinder und Erziehenden leicht auf Augenhöhe miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsame Ziele im Bereich „Nachhaltigkeit“ entdecken.
Zum Beispiel, indem sie sich anschauen: „Wie machen wir das? Wie macht ihr das? Wie können wir uns gegenseitig befruchten? Wie können wir voneinander lernen?“ Kinder und Erwachsenen können so erleben, dass uns ganz viel miteinander verbindet, wenn es um die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung geht.
Wie kam es ausgerechnet zu Namibia?
Claudia Pempelforth: Das war ein glücklicher Zufall. Die langjährige Leiterin bei FaireKITA, Jasmin Geißler, ist nach Namibia gegangen, um dort die NGO „The Sustainable House Foundation“ zum Thema „Nachhaltige Ernährungssicherung“ mit aufzubauen. Wir haben schon im Vorfeld überlegt, wo wir Brücken bauen können, um weiter zusammenzuarbeiten. Kitapartnerschaften boten sich da an.
Welche Kitas können bei den Kitapartnerschaften mitmachen?
Claudia Pempelforth: Wir sprechen alle Kitas an, die mit uns im Rahmen „FaireKITA“ zusammen auf dem Weg sind oder sich auf den Weg machen wollen. Das bedeutet, es müssen nicht unbedingt Kitas sein, die bereits als FaireKITA zertifiziert sind.
Ein Garten ist ebenfalls keine Voraussetzung. Die Kinder können Pflanzen, Gemüse und Kräuter auch auf der Fensterbank oder in großen Kübeln ziehen. Es ist ein Teil des Lernerfolgs zu erkennen, dass Menschen auch mit ganz kleinen Mitteln sehen können, wie etwas wächst – oder dass sie so einen Beitrag leisten können.
Allerdings müssen sich Kitas, um bei den Kitapartnerschaften mitzumachen, schon mit dem Thema „Ernährung“ auseinandersetzen wollen. Also zum Beispiel mit Fragen wie: „Wo kommen unsere Lebensmittel her und wie wachsen sie?“ Das wird auch in Namibia so sein. Die Bedingungen in den Kitas sind sehr unterschiedlich und genau die Unterschiedlichkeit – hier wie dort – wollen wir in dem Projekt spiegeln.
Wie viele Kitas machen mit?
Claudia Pempelforth: Derzeit sind es mindestens zehn Kitas. Es werden aber bis Mitte Juli weitere Kitas dazu kommen. Wir führen derzeit eine Reihe von digitalen Veranstaltungen durch, in denen wir zeigen, wie die Kitas die Kitapartnerschaften gestalten können. Die erste Veranstaltung fand am 16. Februar 2022 statt, die nächste digitale Veranstaltung wird am 22. Juni 2022 sein.
Bis Mitte Juli können Kitas aus NRW dann Interviews, die sie mit ihren Kindern durchführen sowie Fotos von ihren Aktivitäten und Bildern bei uns einsenden. Im zweiten Halbjahr werden wir mit all diesen Ergebnissen und Exponaten – aus Namibia und NRW – eine Ausstellung gestalten. Sie wird Ende des Jahres fertig sein und im kommenden Jahr durch Kitas in Nordrhein-Westphalen und Namibia wandern.
Wie sieht der Austausch mit Namibia praktisch-konkret aus?
Claudia Pempelforth: Die eine Idee ist, dass Kinder einfach erzählen: „Wie wächst die Pflanze, die ich gesät habe? Wie wässere ich meinen Garten? Was esse ich am liebsten?“ Wir bieten ganz einfache, niederschwellige Fragen an, die die Kinder hier und in Namibia beantworten und die später in die Ausstellung einfließen. Das ist eine erste Möglichkeit des Austausches.
Die nächste Möglichkeit kann ein Austausch von Fotos und Bildern sein. Es können weitere Themen, die die Kitas selber setzen, besprochen werden. Die Kinder können auch kleine Päckchen packen, die die Kinder in der Partnerkita auspacken.
Es wird zwar keinen monatlichen digitalen Austausch geben – wie wir uns das zunächst gedacht hatten. In Namibia hat nicht jede Kita einen Internet-Anschluss oder einen Laptop. Es fällt oft der Strom aus, sodass diese Idee nicht praktikabel war. Doch aus den Erfahrungen von Kitas, die bereits solche Partnerschaften haben, haben wir auch gelernt, dass es nicht darum geht, sich monatlich zu treffen. Es reicht, wenn sich die Kinder ein paarmal im Jahr austauschen und sich dafür gezielt auf die Treffen vorbereiten. Etwa durch Fragen wie: „Wie leben die Kinder in Namibia? Was macht den Unterschied aus?“
Welche Materialien und Angebote gibt es?
Claudia Pempelforth: Jasmin Geisler, die das Projekt in Namibia leitet, hat eine Bildungseinheit dazu geschrieben. Diese werden wir in den kommenden digitalen Veranstaltungen vorstellen. Damit können die hiesigen Kitas arbeiten. Außerdem gibt es eine Begleitbroschüre, in der wir das Land Namibia vorstellen, die ökologische, ökonomische und soziale Situation schildern und Kinder zu Wort kommen lassen. Sie ist eine gute Grundlage, um mit den Kindern, den Eltern und den Kollegen in das Thema einzusteigen.
Die Partnerschaft soll aber schon über das Jahr 2022 hinaus bestehen?
Claudia Pempelforth: Ja, wir bieten sozusagen die Eingangstür mit unseren Veranstaltungen an. Frau Geisler schaut in Namibia nach passenden Partnerkitas für diejenigen, die Interesse daran haben. Und irgendwann können diese Kitas dann auch alleine weitergehen.
Wie können Kitas mitmachen?
Claudia Pempelforth: Am besten informieren sie sich als erstes auf unserer Homepage. Dort gibt es eine Unterseite zu dem Kitapartnerschaftsprojekt. Dann können sich Kitas direkt an uns wenden. Sie erhalten daraufhin eine Beratung von uns und können an den digitalen Veranstaltungen teilnehmen.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit den Kitapartnerschaften!
Hinterlassen Sie einen Kommentar